Die Enoteca Savio war einer der perfektesten Plätze, die ich jemals besucht habe — die wunderschöné Lage auf einer kleinen Piazza in einem kleinen, italienischen Ort, wunderbare Weine, ein toller Schokoladenkuchen und dann natürlich die Besitzer — Angela und Giorgio… selten habe ich mich an einem Ort so wohl gefühlt. Einfach perfekt. Allerdings haben die beiden die Enoteca nicht mehr, sie haben sie verkauft. Was für ein Schock, als wir letzten September wieder in die Toskana fuhren und einer meiner ersten Wege zur Enoteca führte(nicht nur wegen dem Wein, sondern wegen den zwei lieben Menschen dort) und ich dort Fremde antraf, die weder sonderlich freundlich noch bemüht waren. Man kann jetzt auch österreichische und deutsche Weine dort trinken und die Speisekarte wurde unsinnigerweise stark erweitert. Eine herbe Enttäuschung!!! Warum haben Angela und Giorgio Savio bloß die Enoteca aufgegeben?
Regine
Place rating: 5 Berlin
Da es gerade auf halb Neun zugeht und mich die Lust auf einen Rotwein überkommt, gedenke ich der Enoteca Savio in Bibbona. Selten hab ich mit einem solchen Genuß Wein getrunken wie dort. Sicher trägt die Landschaft und die lebendig-würzige Luft Bibbonas ihren Teil zum Geschmackserlebnis bei. Von Anfang an war ich fasziniert von der riesigen Auswahl, die in der Enothek vorgehalten wird. Der Inhaber ist mit ganzer Seele dabei, eines Abends erklärte er mir, dass es schon immer sein Traum war, eine Enothek zu leiten und das wird überall spürbar. Obwohl ich mit meiner dominanten Persönlichkeit verstimmt war, als er mir auf die Frage nach etwas zu essen zum Wein und einer Speisekarte erklärte: «Non c’é democrazia dal mangiare!» Auf meinen reichlich irritierten Blick folgte die Erklärung: «Überall anderswo gibt es Demokratie, aber nicht beim Essen!» Ich gebe zu, ich verstand immer noch nicht … verständnisvoll gab er mir zu verstehen, es gäbe etwas zu essen, ich solle mich setzen. Und da er etliche Besuche in Sachen Wein in Deutschland hinter sich hatte, fragte er, ob ich Vegetarierin sei. Denn der Wein, den ich mithilfe seiner Beratung ausgesucht hatte, verlangte nach Wildschwein-Leber-Paste(muss ich hier erwähnen, dass diese aus hauseigener Produktion stammte?). Endlich fiel der Groschen, es wurde serviert und ich bedankte mich bei meinem Gastgeber für die diktatorische Ader beim Essen. Besseren Wein hab ich selten genossen, der Genuss wurde durch die passenden Häppchen dazu noch gesteigert und als ob das nicht genug wäre, erhöhte sich das Vergnügen noch durch einen zufrieden lächelnden Gastgeber. Im Laufe des Abends entdeckte ich, dass sich die Diktatur nicht nur auf das Essen beschränkte. Da ich neugierig war auf weitere Weine, bekam ich mitgeteilt, dass die Auswahl stark eingeschränkt sei. Ich gestehe, ich verstand schon wieder nicht … diesmal bestand des Rätsels Lösung in der Feststellung, dass es nicht viele Weine gäbe, die zum von mir als Erstling erkorenen Wein passten. Die Problematik potenzierte sich mit der neuerlichen Forderung nach einem Happen zum jetzigen Wein, denn auch dieser wurde sorgfältig nicht nur auf den jetzigen Wein, sondern auch auf den vorigen und das vorige«cibo» abgestimmt. Manchmal führt der Weg in den Himmel durch die Hölle und auf die Gefahr interkulturell-historischer Missverständnisse hin muss ich gestehen, dass ich über diesen Diktator doch recht glücklich war. Ja mehr noch: ich kann nur dazu raten, sich wenigstens einmal in sein Reich zu begeben. Besser noch mehrmals, denn dieser Mensch hat eine Kartei der besonderen Art im Kopf: als ich einige Jahre später wieder in Bibbona war, empfahl er mir einige bestimmte Weine, die zu den vormals von mir Gewählten passten! Lasst Euch von der schlechten Übersetzung der Website nicht abschrecken, die für den Wein wichtigen Begriffe sind in der Enoteca Savio auch auf Deutsch geläufig. Ich werd jetzt eine Flasche portugiesischen Roten öffnen und im Geiste mein Glas auf den Diktator heben …