Wie hatten den üblichen ersten Stadtrundgang gemacht, English Market, die Kathedrale St. Finbar und Elizabeth Fort besichtigt und anschließend eine Abendmahlzeit zu uns genommen. Jetzt stand uns der Sinn nach unserem täglichen Glas Guinness bzw. Smithwicks. Eigentlich war es nur der Zufall, der uns durch die Liberty Street führte, in der wir das Cavanaghs entdeckten. Durstig betraten wir diesen Pub. Wie sooft, stabile Holztische und Holzstühle. Trotz der noch relativ frühen Stunde gut besetzt. Ebenso der Bartresen. Wir hatten Mühe noch einen freien Tisch für drei Personen zu ergattern. Ein Tisch, relativ zentral, in der Mitte des Pubs blieb frei. Obwohl noch eine Reihe Gäste den Pub betraten, setzte sich keiner der Gäste an diesen Tisch. Wir rätselten, was wohl der Grund sei. Stammtische, wie wir sie kennen, gibt es in Irland eigentlich nicht. Das Rätsel löste sich nach ca. einer halben Stunde, als eine junge Frau den Pub betrat. Eine Irin, wie aus dem Bilderbuch. Schlank und rothaarig. Sie zog einen Instrumentenkoffer hinter sich her, holte am Bartresen eine große Kanne Tee und begab sich zu diesem einzigen freien Tisch. Aus einem hinteren Raum, wahrscheinlich der für die Raucher, tauchten zwei junge Männer auf, mit Fiddle und Gitarre. Die junge Irin öffnete ihren Instrumentenkoffer, entnahm ihm ein Banjo, und schon ging es los. Irish Trad Music live, vom Allerfeinsten. Wir hatten zufällig einen der zwei Abende in der Woche erwischt, in dem hier Live gespielt und gesungen wird. Jeden Dienstag und Donnerstag ist das so. Eigentlich wollten wir gar nicht so lange bleiben. Aber als die junge Irin auch noch begann zu singen, dann auch noch auf gälisch, konnten wir uns nicht mehr so schnell trennen. Cavanaghs ist sauber gehalten Die Preise entsprechen dem irischen Durchschnitt. Die Mitarbeiter sind sehr freundlich, und, das muss betont werden, grundehrlich. Auf dem Höhepunkt des Abends beschlossen wir, uns einen Whiskey zu gönnen. Ich bestellte am Tresen die drei Whiskey. Der Barmann ging zu anderen Ende des Regals, entnahm ihm die Flasche und drei Gläser. Als er einschenken wollte, stutzte er, schaute auf die Flasche und kam dann mit dieser Flasche zu mir zurück, hielt sie mir entgegen und zeigte auf den Preis, und fragte ob das so auchin Ordnung sei? Nun gut, alter Midleton ist etwas teurer. Also bestätigte ich, es sei schon in Ordnung, Erst dann schenkte er ein. Wie gesagt, grundehrlich. Seinen Namen hat dieser Pub wohl nach dem irischen Schriftsteller Cavanagh, denn gleich hinter dem Eingangsbereich prangte ein großer Bilderrahmen an der Wand, mit den einzelnen Fotos bzw. Gemäldereproduktionen der großen irischen Literaten, von Oliver Goldsmith, Oscar Wilde, James Joyce, Brendan Behan bis hin zu Seamus Heaney. Ein Pub, dem man den Besuchern Corks nur ans Herz legen kann, besonders wenn man die Gelegenheit haben sollte, ihn am Dienstag oder Donnerstag aufzusuchen.