Kafka Der Prozess

Hier schreibt ein KAFKA-​Fetischist, einer, der das nicht wäre, was er heute ist, wenn Kafka damals in seiner Abi-​Zeit mit dem Prozess nicht gewesen wäre Habe halt né Antenne zu ihm aber das nur nebenbei.
Grundsätzlich ist es immer schwierig, Kafka auf die Bühne oder auf die Leinwand zu bringen, weil die reinen Aktionen, die in seinen Werken stattfinden, eigentlich nur periphär sind und eher abstrakt. Allein mit dem Blick für das rein Konkrete im Alltag, der für’s Überleben gerne ausreichen mag, stößt man deshalb hier schnell an seine Grenzen und fragt sich was soll das? Es passiert Komisches oder rein gar nichts. Deshalb muss ein Theater auch immer etwas an Interpretation des Ganzen in die Aufführung mit einbauen, auch wenn es sich dadurch hier und da etwas vom Text entfernt.
Das ist sicherlich ein gewisser Anspruch. Aber wie ich es schon in meiner separaten Bewertung für das Alte Schauspielhaus geschrieben habe: dieses Theater hat es drauf! Ein geiles Ensemble, das es geschafft hat, mich bisher 3 x hineinzulocken, und am kommenden Samstag mit meiner Freundin ein viertes Mal Der Prozess. Es ist einfach grandios! Bravo!
Man entdeckt bei jedem Besuch neue Details und es ist ein Genuss dem Treiben auf der Bühne zuzusehen und wie sie dieses Stück leben. Wie ein Hund! lautet der letzte Satz, den der mittlerweile zum reinen K. reduzierte einstige Josef K. hinausbrüllt, ehe er sich sterbend auf die Bretter wirft, als würde die Scham ihn überleben. Geil!
Scheissegal ob die Einen nur deshalb reingehen, weil sich ein Theaterbesuch gut macht, man ein Abo erfüllt oder weil der Lehrer einen dazu nötigte — diese Inszenierung macht es jedem leicht, den Inhalt zu greifen. Entscheidend bleibt für die Zeit danach, was man für sein Leben davon umsetzt.
Viel Glück dabei!