1982 wurde die tiefste auf der Erde meteorologisch je gemessene Temperatur verzeichnet. Sie lag bei — 89,2 Grad Celsius. Messort war die damals noch sowjetische Wostok-Station im Wilkesland, Ost-Antarktis, nahe des sogenannten Pols der Unzugänglichkeit, etwa 1287 km vom Südpol entfernt. Kaiserpinguine brüten bei — 50 Grad Celsius und manchmal sinkt die Temperatur dort auch auf — 60. Alles Kinderkram gegen den kältesten Ort Berlins, dem ice-Lab oder zu deutsch der Kältekammer in der Naturheilkunde-Physiotherapie im Immanuel Krankenhaus Berlin-Wannsee. In dieser herrschen in der Regel –110 Grad Celsius, manchmal auch bis zu –116 und da geht man dann gemütlich spazieren. Aber nicht mit Thermowäsche bekleidet, sondern Männer in Badehose, Frauen im Bikini oder Badeanzug. Ergänzt wird dies durch Stirnband, Mundschutz, Handschuhe und natürlich Schuhe, damit man nicht am Boden festfriert. Schließlich sind wir keine Pinguine. Die Hauptkammer wird über zwei Vorkammern erreicht, die eine Schleusenfunktion erfüllen. Die erste hat noch eine recht gemütliche Raumtemperatur von –10 Grad. Von dort aus führt dann eine Tür in die zweite Kammer, in der schon frische –60 Grad herrschen. Anschließend folgt das Haupterlebnis. Durch eine massive Tür wird die Hauptkammer erreicht, in der die Aufenthaltsdauer bei –110 bis –116 Grad auf drei Minuten beschränkt ist. Diese Zeit sollte man auch ausnutzen. Wichtig ist es, die Gelenke zu bewegen, also Arme und Beine sowie Schultern nicht regungslos der Kälte auszusetzen. Zurück geht es dann erst in die –60 Grad, dann in die –10 und anschließend raus. Dabei kommen einem die –10 Grad subjektiv schon angenehm warm vor. Beim allerersten Gang ist die Kälte wirklich gewöhnungsbedürftig. Ich habe so stark gezittert, dass sich anschließend ein guter Muskelkater entwickelte. Aber ab dem zweiten Besuch war dann alles bestens. Die Kältetherapie verbessert die körperliche Leistungsfähigkeit und fördert die Regeneration nach dem Sport, sie weitet die Atemwege und wirkt schmerzlindernd, indem der Körper durch den extremen Reiz offenbar Endorphine und Adrenalin ausschüttet. Es ist wie eine Art Doping ohne Medikamente und man entwickelt nach meiner eigenen Erfahrung schon einen gewissen Suchtfaktor, fühlt sich einfach wohl. Entzündliche Prozesse der Haut werden abgebremst, da die Hauttemperatur auf 2 bis 5 Grad abfällt. Nach dem Besuch der Kältekammer ist der gesamte Körper gut durchblutet und auch an kühlen Tagen bereitet es überhaupt kein Problem nur im Hemd mit hochgekrämpelten Ärmeln das Krankenhaus zu verlassen. Medizinisch angewendet wird die Kältetherapie bei Rheuma– und Schmerzerkrankungen, bei Schlafstörungen, Depressionen oder Burn-Out-Syndrom, bei Hauterkrankungen und Allergien, Herz– Kreislauferkrankungen, gestörtem Immunsystem, Fibromyalgie, Magen-Darmerkrankungen, Migräné, Kollagenosen usw… Sportler profitieren von einer verkürzten Erholungsphase, einer Erhöhung der Leistungsfähigkeit, der Verbesserung der Durchblutung, einer erhöhten Sauerstoffsättigung und der Zunahme des Lungenvolumens. Beauty– und Wellnesswirkungen sind außerdem Cellluliteverminderung, Anti-Aging-Wirkungen, Vitalisierung. Die Kältetherapie kostet privat genutzt 20 Euro pro Sitzung. Nimmt man 10 Sitzungen, dann verringert sich der Preis auf 18 Euro je Gang.