Die Weltwoche

Man kann es drehen und wenden wie man will: Die Weltwoche ist und bleibt ein Magazin jenseits der Informationsfetzen, die man üblicherweise in Zürich angeboten bekommt. Klar, es gibt noch die NZZ, aber die erinnert zunehmend an eingeschlafene Füsse. Insofern sind die Reportagen, Porträts und anderen Beiträge fundiert recherchiert, mit Tiefgang aufbereitet und tragen logischerweise die persönliche Note des Autors. Rechte, Mitte oder Linke, Linke, Mitte oder Rechte –dem Leser dieses Magazins ist es egal, aus welchem Segment der Politgesellschaft sich der Autor rekrutiert. Denn: Letztlich ist es die Verantwortung jedes Einzelnen, sich eine Meinung zu bilden. Hierzu gehört aber zunächst einmal eine lupenreine journalistische Vorarbeit mit Informationen und Fakten. Und man kann denken oder fühlen wie man will, eines kann man der Weltwoche nicht unterstellen: journalistische Laien angestellt zu haben. Im Gegenteil. Die Beiträge versuchen den Zeitgeist zu treffen, den Leser mit neuen Informationen zu überraschen und Spannung zu erzeugen. In einer pluralistischen Gesellschaft müssen alle Seiten zu Wort und Schrift gelangen können. Dies macht den Unterschied zu Moskau und Peking aus!

Ich kann mich noch erinnern, dass ich die Weltwoche mal gerne gelesen habe. Doch das ist mindestens 10 Jahre her. Damals war die Wochenzeitung auch noch in Zeitungsform und enthielt spannende Texte über Wirtschaft, Globalisierung und die Schweizer Politik.
Dann kam die Katastrophe — Roger Köppel hat die Tageszeitung übernommen, als Chefredaktor und gleich das ganze Geschäftsmodell um konzipiert. Die Zeitung erschien ab diesem Zeitpunkt in Magazinform und machte einen saftigen Rechtsrutsch. Bald schrieb Christoph Mörgeli Kolumnen und Köppel schrieb einen Wahlaufruf für den Rechtspopulisten Christoph Blocher. Das Ganze kostete etwa 10’000 LeserInnen und das ist nicht wenig bei einer Auflage von 81’753 Exemplaren.
Bevor Köppel auch die Aktienmehrheit aufkaufte wechselte die Weltwoche den Besitzer ständig, es sprangen auch bei der politischen Neuorientierung viele langjährige Journalisten ab. Die Weltwoche ist wirklich nicht empfehlenswert. Da mache ich lieber gleich Werbung für die WOZ, eine Wochenzeitung die auf Genossenschaftlicher Basis verlegt wird. Dort sind die Artikel manchmal etwas stark durcheinandergemischt aber die Hinergrundberichte stehen wenigstens in einem guten Licht da.