Corralejo Grandes Playas / Playa del Moro

Der Kassierscherge oder: Nackt im Wind In der Sonne am und im Wasser nackt zu sein, das hat für
mich einen extrem hohen Freizeit– und Lebenswert. Mögen sich andere in klebrig-​feuchtem
Polyester an gechlorten All Inclusive-​Hotelpools wohl fühlen für mich ist das
nichts. Leider schränkt das auch die Zahl der Reiseziele für einen Badeurlaub
im Herbst erheblich ein. Und da ich nun mal Stadtkind bin, mag ich natürlich nicht
einfach an einer einsamen Bucht im Sand herumliegen und mitgebrachtes Wasser
aus dem Trinkrucksack saugen. Nein, ich will meinen Liegestuhl, meinen Sonnenschirm
und am besten auch mein kaltes Bier, kurzum: Einen bewirtschafteten Strand. Toleranz ist relativ Auf den Kanaren geht man mit Nackten entspannter um.
Wobei entspannter viele Facetten haben kann.
Das Geld des FKK-​Touristen nimmt man
natürlich allenthalben gerne. Seine Verachtung für den zahlenden Gast zeigt der
gute Katholik vermittels der Tatsache, dass die Zona Nudista meist ziemlich abgelegen
ist und grundsätzlich die schlechtesten Liegen und ältesten Sonnenschirme aufweist.
Egal ob auf Gran Canaria vor den Dunas de Maspalomas oder eben hier auf Fuerteventura, an den
Grandes Playas von Corralejo.
Wenn ich mir die verblassenden Aufdrucke so
ansehe, wird hier offenbar das altersschwache Strandmobiliar der gesamten Insel
endgelagert. Dorthin und wieder zurück Von meinem Hotel (
)
aus gibt es morgens einen Shuttlebus, den auch viele andere Häuser anbieten.
Der Zugang zum Strand liegt zwischen zwei RIU-​Bettenburgen, ist aber auch mit
dem Taxi oder dem öffentlichen Bus zu erreichen. Am Meer angekommen wendet man
sich nach rechts und nach gut fünf Minuten strammen Fußmarsches, vorbei an
diversen Textilarealen, erreicht man den
FKK-​Bereich. Das Wasser ist kristallklar, der Wind für Fuerte erstaunlich
gemäßigt und die Stimmung wie fast immer, wenn Menschen in größeren Gruppen unbekleidet aufeinander treffen erheblich entspannter als
’nebenan’. Die gastronomische Versorgung übernahm im letzten Jahr noch ein
Kiosk, im Herbst 2012 ist der leider geschlossen. Natürlich nur bei den Textilfreien.
Für überteuerte Kaltgetränke und Frittiertes muss man sich anziehen und einen Ausflug zu
den Schamhafteren im Textilbereich unternehmen. Der Shuttlebus fährt bereits am sehr frühen Nachmittag
zurück, deshalb nehme ich lieber ein Taxi. Je nach Verkehr und Wochentag kostet
das fünf bis acht Euro. Der Kassierscherge und die Achtung fremden Eigentums In Deutschland kennt man den Bademeister. Der rettet im
Ernstfall Leben und schreibt ansonsten den zahlenden Badegästen vor, wie sie
ihre Freizeit zu gestalten haben.
Nicht vom Beckenrand springen, keine
Luftmatratzen, nicht drängeln man kennt das ja. An kanarischen Stränden gibt es den Kassierschergen. Im Gegensatz zum Bademeister rettet der keine Leben, aber er
kassiert die Leihgebühr für die Sonnenschirme und Liegen aktuell drei Euro
pro Stück und Tag und schreibt ansonsten den zahlenden Badegästen vor, wie
sie ihre Freizeit zu gestalten haben.
Es gibt auch Kassierscherginnen.
Man
erkennt sie geschlechtsübergreifend an einem gelben Leibchen mit der Aufschrift
’Hamacas’ (ergänzt durch diverse Sponsorenhinweise) und einer Umhängetasche,
die neben Wechselgeld, Abreißbons und Zigaretten zum Eigengebrauch auch Wachsmalstifte enthält. Mit
den Stiften markiert der Scherge die bereits bezahlten Liegen. Jeder Scherge
hat seine eigenen Kennzeichnungshieroglyphen. Und so kommt es, dass jede Liege
nach einer Weile aussieht, als habe man sie einen Tag lang im Kinderhort einer der bereits
erwähnten Bettenburgen ausgesetzt. Im Textilbereich kümmert er sich auch um die Strandpflege,
sammelt Zigarettenkippen auf und ähnliches. Bei den Nackten spart man sich das. Stattdessen reguliert der Scherge gerne mal ungefragt
die Höhe des Sonnenschirms, zerrt aus der Reihe gewanderte Liegen zurück ins
Glied und macht sich auch sonst viele Freunde unter den Erholungsuchenden. Diskussionen führen meist nicht
zum Ziel, denn praktischerweise möchte auch der Kassierscherge nur in der
Landessprache angesprochen werden.
Glücklicherweise funktionieren nonverbale
Grenzsetzungsgesten international
allerdings ist das Langzeitgedächtnis des
Schergen meist eher unterentwickelt. Richtig übergriffig wird er ab 17:00 Uhr, bei schlechter
Laune auch schon deutlich früher. Dann wirft er auch schon mal fremdes Eigentum
in den Sand (das traut er sich natürlich nur, wenn der Eigentümer gerade im
Wasser ist), klappt bezahlte Schirme zu und will Liegen stapeln. Auch das scheinbar nur im aber das erwähnte ich ja schon. Fazit: Immer noch besser als der Hotelpool.

Badetag auf Fuerte
Fuerteventura
29.03.2012
Leicht bedeckt /​nachmittags sonnig/​24° Heute ist tatsächlich schon unser letzter Urlaubstag angebrochen. Am Nachmittag ist Koffer packen angesagt. Daher möchten wir am Vormittag einfach nur ausspannen, keine große Entdeckertour mehr machen. Mein Schiff 1 bietet einen Strandtransfer zu den Dünen von Corralejo an, für 19.-EUR.Erst war uns das zu happig, aber selbst organisieren hatten wir dann am letzten Tag auch keine Lust mehr, also haben wir kurzfristig doch den Strandtransfer gebucht. (Siehe Foto unten) Im nachhinein waren wir ganz froh, auf der 30-​minütigen Busfahrt haben wir einerseits viel Spaß mit unserer Tourbegleiterin, die vor 7 Jahren von Deutschland nach Fuerte ausgewandert ist und eine Menge Storys zum besten gegeben hat. Andererseits ist die Tour natürlich entspannter als mit dem Linienbus. Wir werden an der Bushaltestelle, bei den beiden einzigen Hotels, vor den Dünen von Corralejo abgesetzt. Zum Strand sind es von dort rund 200m auf befestigter Straße, also kein Gewaltmarsch durch die Dünen wie befürchtet. Der Strand ist natürlich traumhaft: heller feiner Sandstrand, wie aus der Werbung.
2 Liegen mit Sonnenschirm kosten 9,-EUR. (Siehe Foto unten) 3 Stunden Aufenthalt haben wir und die nutzen wir zum sonnen, faulenzen, lesen und natürlich baden. Der Himmel ist zwar leicht bedeckt, aber es ist nicht kalt, sondern bei 24° angenehm warm. Dabei nur mäßiger Wind und mäßige Brandung. Also eher ungewöhnlich für diesen Strand, der doch bei Surfern so beliebt sein soll. (Siehe Foto unten) Der Strand ist als Strand soweit klasse, allerdings wäre uns ein längerer Aufenthalt hier zu langweilig, denn außer den beiden Hotels ist hier absolut nichts. Nur Strand halt. Und Wasser. Und Dünen.
Wer das mag und wem das langt, der ist hier bestens bedient. Mehr davon? Das gibt es hier: