Ca Tron

Der Palazzo Tron — oder die «Ca´Tron» beherbergt den Fachbereich Architektur und Planung der Universität Venedig, und kann während der Öffnungszeiten der Uni besichtigt werden. Im Palazzo, dem man in den gut erhaltenen Räumen die Spuren der Fam. Tron sieht, die Fresken von Dorigny und die Familiengemälde der Trons sowie im wunderschönen Garten, in dem noch Teile des «Casino» zu sehen sind, das allerdings nach der letzten «Tron», Cecilia, dem Ruin anheim fiel. Cecilia, die Ehefrau von Francesco Tron, war gleichzeitig die Geliebte von Cagliostro und die Muse des Dichters Angelo Barbara. Das Gebäude, das im Auftrage von Nicolo Tron errichtet wurde, ist über die Vaporetto-​Station San Stae leicht zu erreichen.

Ehe Venedig-​Kenner verzweifeln: Diesen Palazzo gibt es nicht in Venedig. Es könnte ihn freilich geben: Der historische Nicolà Tron war vor langer Zeit Doge dort. Einer seiner fiktiven Nachfahren ist der Commissario Tron, der in den historischen Venedig-​Krimis des Hamburgers Nikolas Remin seine Ermittlungen durchführt (bisher 4 Romane: Schnee in Venedig, Venezianische Verlobung, Gondeln aus Glas und Die Masken von San Marco). Schauplatz ist das — schon damals bröckelnde — Venedig der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Venedig steht, wie manch andere Teile Italiens, unter österreichischer Besatzung. Garibaldis Rebellentruppen kämpfen für Italiens Einheit, und der Poet, Feinschmecker und verarmte Adlige Commissario Tron macht dezent, zurückhaltend und auch schon mal außerhalb der Legalität seine Polizeiarbeit.
Ähnlich wie der penetrantere Urenkel Brunetti (ich mein den TV-​Onkel, nicht die Bücher von Donna Leon) hat auch Tron einen vertrottelten, egozentrischen Chef und einen klugen Assistenten, der gerade als letzten Schrei die neumodische Tatortfotographie in die Ermittlungsarbeit einführen möchte. Außerdem ist er zunächst verknallt, dann verlobt und schließlich verheiratet (oder immer noch verlobt?) mit der schönen, durch eine dunkle Vergangenheit mystifizierten Principessa, die eine Glasfabrik leitet. Die Storys haben einen sanft-​nostalgischen, ganz leicht angestaubten Charme (so wie das Café Florian, sagen wir in den 1970ern), dezent gewürzt mit Lokal-​Kolorit und unaufdringlich eingestreuten Geschichtsinfos. Die Geschichten handeln von gefälschte Bildern, klammen Monarchen und verhinderten Bombenattentaten auf den Kaiser. Im Laufe der Zeit macht sich Tron bei Kaiserin Elisabeth (unser aller Sissi) und ihrer Schwester Maria, der Königin von Sizilien, äußrerst beliebt, weil er peinliche Kompromitierungen zu verhindern weiß.
Für Venedig-​Fans empfehlenswert!