himmel der keschtn Im Herbst liegen Igl zu Tausenden auf Wegen und Straßen und werden überfahren. Igl wohlgemerkt, und keine Igel! Und meist ist es nur mehr die leere, höllisch stachelige Hülle, die unter die Räder kommt, denn das leckere Innere ist längst in eine Bratpfanne gewandert. Die Rede ist von Keschtn, Maroni, Esskastanien. Beiderseits des Eisacks, an den so spektakulären Steilhängen und sonnigen Hochebenen, stehen viele der knorrigen, oft uralten Bäume, die in den letzten Jahren zu neuen Ehren kommen, weil kluge Bauern sich ihrer wieder annehmen. Weil junge Wirte in ihren heimeliegen Gaststuben im Herbst mit leckeren Kas-taniengerichten eine vorzügliche Alternative zum etwas antiquierten Törggelen anbieten, das mehr und mehr zu reinen Warmrotweintrinkorgien verkommt. Einer von den besonders engagierten, der sich inzwischen viele Verdienste um die Keschten erworben hat, ist Helmut Tauber vom Unterwirt. Ein sportlich-schlacksiger, umtriebige Typ. Hängt trotz seiner jungen Jahre in vielen Ämtern, um am Wohlergehen der Eisacktaler Gastronomie mitzubasteln. Er selbst setzt im Traditionsbetrieb seiner Eltern Zeichen in Bezug auf umweltgerechtes Wirtschaften, auf die Förderung regionaler Erzeuger und den Einsatz moderner Vermarktungsmittel. So ist im Unterwirt das ganze Jahr über immer etwas los. Dabei unterstützt ihn Feldthurns balkonige Lage im Antlitz der Dolomiten mit wunderbaren Wanderbergen im Rücken. Trotz dieser Geschenke man muss er etwas tun, meint der gut aussehende WanderWirt, und dreht die Unterwirtküche in Richtung urig bis edel. Der Neue an den Pfannen hatte kaum den Kochlöffel geschnappt, schon saß ich an einem bulligheißen Sommerabend auf dem luftigen Freisitz. Entenbrust, Vermouthgelee und Orangensoße(8,00EUR) las sich hochinteressant und hielt sein Versprechen, das saftige Fleisch war auf den Punkt gebraten und harmonierte vorzüglich mit der Hitze der Nacht. Senior Tauber kam gerade vom Latzfonser Kreuz zurück, eine Aussichtswanderung, die seine Gäste beim mehrgängigen Tagesmenü ohne jegliche Gewissensbisse zuschlagen lässt. Zu jedem Gang gibt es mehrere Varianten, es kommt also auch jeder Geschmack auf seine Kosten. Über die Kartoffelcremesuppe mit Nüssen und knusprigen Speck(5,00EUR) decke ich den gerechten Mantel der Anlaufphase. Mit Nachdruck hingegen kritisiere ich die Tem-peraturpflege der ausgesprochen guten Weine beim Unterwirt, denn es wird, bestimmt, noch viele sommerliche Abende an Eisack und Etsch geben. Aber das kriegt die Tauberfamily in den Griff! Was der junge Perez drauf hat, zeigte er beim Hauptgericht Rindsfilet mit Trauben in Balsamico-Essig-Sauce und Kichererbsen-Kroketten(16,00EUR). Ein gewaltiges LatzfonserKreuzStück stellte Helmuts charmante Schwester Helene mit den Worten auf meinen Tisch: Gespannt bin ich, wieviel Sie davon essen können. Sie hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht, nur das Porzellan blieb übrig! Himmlischer kann man nämlich diese Fleischeslust nicht zubereiten. Als Nachspeise wanderte ich dann im Traum hinauf zum 2305 Meter hohen