Ich bin ein Mensch, der im Urlaub definitiv Originalität und Authentizität dem Luxus vorzieht. Ich esse das, was in der jeweiligen Region Spezialität ist, gern darf es in den Bergen Siziliens rustikal sein und auch so schmecken. Im Hotel mag ich lieber alte Mauern und wuchernde Hecken als Wellness-Landschaften und kontinental angepasste Früstücksbuffets. Lachende Hoteliers, die nur italienisch sprechen, sind mir lieber als geleckte blazertragende Multilinguale, die auch auf bretonisch fragen können, ob die Hummercreme mit schottischen Aprikosen dem idealen internationalen Härtegrad der Gourmet-Societé für nordeuropäische Aprikosenprodukte entspräche, werter Herrr, Sir. Und so hat mir diese Unterkunft in Siracusa wirklich gefallen. Mitten drin, im Leben. Auf der alten Insel Ortygia, dem ältesten Siedlungskern, dem Labyrinth von Gässchen. Dort, wo nacht vor dem Haus im gelben Licht der Laternen das Leben erwacht und Mofas knattern, man im Café noch einen dunklen Wein trinkt und sich über die Restwärme des Tages freut, die einen im Hemd da sitzen lässt. Nebenan in allen Richtungen das Meer, das immer mal wieder aufbrausend klar macht, dass man hier als Landratte nur zu Gast ist Artemide liegt versteckt in einem Hinterhof hinter einem Torbogen im Prinzip sind es eine oder mehrere Wohnungen um einen Atriumhof eines Hauses, das sicher aus der Barockzeit stammt, aber kein großartigen Schmuckelemente zeigt. Man fühlt sich wirklich wie in einem italienischen Hinterhof aus einem alten z.B. neapolitanischen Film, normale Bürger wohnen um den Hof, man hört ihre Konversationen, mal laut, mal leise, abends, morgens wie gesagt, man ist mitten drin. Nichts für einen langen Aufenthalt zur Erholung, sondern für denjenigen, der ganz nah an der Stadt sein will. Und die ist wirklich zauberhaft schön und diese Schönheit dringt bis hier vor. Die Zimmer sind in keiner Weise schäbig oder gar eng, wie die Mauern erwarten lassen könnten. Saubere Steinböden, blanke Badezimmerchen und eine Menge antike(oder zumindest so gearbeitete) Holzmöbel, allen voran das große Bett aus glänzend dunklem Holz, das uns sofort überzeugte. Hinzu kommt die lebhafte noch junge Besitzerin, die beim Klingeln sofort aus einer der Nebenwohnungen stürmt und uns mit breitem Lachen in ein wunderbares lustiges Gespräch verwickelt. Die Formalien sind schnell erledigt. Dann erfahren wir noch von ihren Kindern, ihrer Mamma(wohnt auch am Hof), ihrer Familie, deren Krankheiten und viele weitere Details, die in Deutschland wohl lästig wären hier aber Spaß machen, zumal man hier sein Italienisch phantastisch trainieren kann(die Italiner sind da ja definitiv zugänglicher als die Franzosen). Und teuer ist es auch nicht es waren um die 60 Euiro pro Nacht. Mit Frühstück. Gerade dieses gibt dann weitere Gelegenheit, hautnah in das Stadtleben der Einheimischen einzutauchen. Serviert wird nicht etwa in der Behausung da wäre man ja langweilig touristisch unter sich. Man erhält einen Gutschein für eine Colazione in der Bar Centrale, am nächsten größeren Platz. Und da kommt dann die nächste Sprach-Lektion mit dem Barmann(bald mehr dazu.). P. S.: Parken kann man kostenfrei ganz nah in der Parallelstrasse am Meer, aber nur an der Mauer direkt zum Wasser, wo die weißen Linien die Begrenzung anzeigen! (Review Nr. 2010, 28. Nov. 2012, text and photographs by mostro)