Ein Ausflug hat mich in das Dorf Castelfalfi geführt. Tenuta di Castelfalfi gehört zur Gemeinde Montaione und liegt in der Mitte des magischen Dreiecks zwischen Florenz, Siena und Pisa. Ein merkwürdiger Ausflug, da ich mich fragte, wo sind denn hier die Bewohner geblieben. Ein Geisterdorf, allerdings ohne Geister. Anfangs ging es an verlassenen Häusern vorbei. Viele Türen wurden schon lange nicht mehr geöffnet. Auch die Kirche mit der kaputten Uhr hat lange keine Gäste mehr gesehen. Auch ein kleiner Park wirkt verlassen. Alles wirkt, als ob eine Krankheit die Bewohner vertrieben hätte. Die Burg ist genauso einsam und verlassen und das Restaurant ist wohl auch schon länger geschlossen. 2 verlassene Plastikstühle stehen noch draußen, um den einen oder anderen Touristen zum Verweilen einzuladen. Die Aussicht vom Castello ist einfach atemberaubend. Auch ein Mittelklassehotel hat seine Pforten bei genauerem hinschauen für immer geschlossen. Später habe ich erfahren, dass im Jahre 2007 die TUIAG das ganze Dorf im Herzen der Toskana gekauft hat. Gerade einmal zwei Personen wohnten damals noch in dem Dorfkern von Castefalfi. Nach mehrjähriger Entwicklungs– und Genehmigungsphase und trotz der Stimmung in der Toskana, die zurzeit gegen neue Tourismusprojekte ist, beginnen jetzt die Bauarbeiten. In Phase eins des Projekts entstehen auf dem elf Quadratkilometer großen Areal ein Boutique-Hotel, Landhäuser und Appartements. Das Fürstentum Monaco würde fünfmal in das gekaufte Gelände hineinpassen. Der Vatikan sogar 25-mal. Ergänzt werden die Immobilien um einen 18-Loch-Golfplatz, der bereits fertig gestellt wurde. Die vorläufigen Investitionen betragen rund 250 Millionen Euro. Dem größten Tourismusprojekt der Unternehmensgeschichte, dem«investimento kolossal», wie die Italiener finden. Nachhaltigkeitsaspekte haben beim Bau oberstes Gebot; ökologische Landwirtschaft und eigene Energieversorgung ist vorgesehen. Die einzigartige Kulturlandschaft soll erhalten bleiben und nur 0,003 Prozent des elf Quadratkilometer Areals werden bebaut. Hier habe die Baugegner anscheinend einiges ausgehandelt. Hoffentlich hält sich der Konzern an die Absprachen.