Der alternative Bärenpark in Worbis versteht sich als Tier-, Natur– und Artenschutzprojekt. Hier finden Bären aus vormals tierquälerischen Haltungen ein neues Zuhause. Gemeinsam mit einem Wolfsrudel, das ebenfalls aus einer solchen Privathaltung stammt, teilen sich die Tiere eine 4 Hektar große, naturbelassene Freianlage und nutzen hier ihre zuvor jahrelang verkümmerten natürlichen Instinkte. Auf einem Bärenlehrpfad mit über 20 Informationspunkten konnten wir viel über die Lebensweise, aber auch über die Missbräuche von Bären weltweit erfahren. Uns wurde eine vorbildliche Haltung von Heim– und Nutztieren gezeigt. So leben auf einem Bauernhof vom Aussterben bedrohte Haustierrassen; Wellensittiche und Nypmphensittiche. Sie tummeln sich in einer großen begehbaren Voliere genauso zufrieden wie Meerschweinchen und Schildkröten in großzügigen Freianlagen. Ein Rancher dieser Anlage führte uns ein Stück durch das Gelände und erklärte uns viel über das Verhalten von Bären und somit auch über die Geschichte der hier lebenden Bären. Obwohl es nicht mehr in allen Wäldern Europas Bären gibt, gibt es doch einen Überschuss an Bären. Auch in Deutschland! Aus kommerziellen Gründen werden diese Tiere in Zoos und Tierparks gezüchtet, denn Bärenbabys lassen die Kassen klingeln. Oftmals noch unter mittelalterlichen Bedingungen gehalten, sind sie wegen der einfachen Zuchtmöglichkeiten und dem putzigen Aussehen in den ersten Jahren Besuchermagneten. Allerdings werden Bärenbabys im Interesse einer jährlichen Zucht auch oft schon im Alter von einem halben Jahr abgegeben. Diese Babys landen nicht selten in Zirkussen, denn dort fängt das Training mit wenigen Lebensmonaten an. Ist der Bär zirkustauglich, beginnt eine lange Leidenszeit in einem kleinen Zirkuswagen. Selbst wenn die vorgeschriebenen Zirkusleitlinien, die Größe der Behausung, des Auslaufs und des Badebeckens vorgeben, eingehalten werden, ist die Haltung auf so wenig Platz lächerlich. Meist werden aber nicht einmal die Leitlinien eingehalten. Zudem muss ein Bär Kunststücke vorführen, die seinen natürlichen Bewegungsabläufen widersprechen. Seine Freizeit verbringt er anschließend auf wenigen Quadratmetern im Zirkuswagen. Mangelnde Bewegungsmöglichkeiten — ein Bär nutzt in freier Wildbahn ca. 500 km2 — zwingen das Tier als Ausgleich hin– und herzulaufen(soweit das möglich ist) oder auf der Stelle zu springen. Das führt wiederum zu körperlichen Verschleißerscheinungen. Ist er untauglich, bleibt ihm eventuell eine lebenslange schlechte Alternative in einem kleinen Zwinger. Die meisten Zwinger sind immer noch mit Betonboden ausgestattet, da dieser sich leichter reinigen lässt. Ein zwei Baumstämme, wenn überhaupt, und ein Autoreifen sollen den Bären bei Laune halten, ihm Beschäftigung bieten. 35 Jahre lang! Aber auch die Haltung in Gruben ist heute noch vorzufinden. Eine der bekanntesten Grubenhaltung Europas ist der Berner Bärengraben. Auch wenn es seither einige Verbesserungen gab, die Bären sehen nach wie vor nur ein Stück Himmel, wenn sie nach oben schauen. Durch die rege Tierschutz– und Aufklärungsarbeit hat der alternative Bärenpark in Worbis dazu beitragen können, die Nachzucht in den deutschen Zoos auf ein Minimum zu senken. Die Zuchtverantwortlichen in Europa kontrollieren nun, ob sich Zucht mit den Haltungsbedingungen vereinbaren lassen. Wir haben bei unserem Besuch in Worbis viel gelernt, die Bären während einer Fütterung beobachten können und wir waren angenehm überrascht über die artgerechte Haltung in einem wunderbaren, sehr ursprünglich gehaltenen, großen Areal. Ich finde, dass dieser Besuch äußerst wichtig für uns war. Uns wurden die Augen geöffnet. Ich kann einen Besuch in diesem Park jedem, der hier in der Nähe ist, nur empfehlen. Es sind genügend Parkplätze vorhanden und der Eintritt von 6,00EUR ist absolut in Ordnung