Tauschring – Gartenvorstadt

Geben und nehmen ohne Geld
Immer wenn es den Menschen schlecht geht, das Geld für das Notwendigste fehlt, dann besinnen sie sich und tauschen was das Zeug hält. Es ist noch nicht ganz so lange her, da machte auch Deutschland Gebrauch von dieser Art Handel. Einige Senioren können sich heute noch gut daran erinnern wie in der Nachkriegszeit auf dem Schwarzmarkt (fast) alles zu bekommen war. Dort wurden, wie bei Wikipedia erklärt, Waren oder Dienstleistungen gegen andere Waren oder Dienstleistungen getauscht. Nur so konnten sich viele damals über Wasser halten’.
Obwohl es uns heute erheblich besser geht, sind wir auf dem besten Wege zu den alten Zeiten’ wieder zurückzukehren. Vielleicht nicht ganz so extrem, aber die aktuelle Weltwirtschaftskrise tut ihr Nötigstes dazu, und es ist noch kein Ende in Sicht. Auch wenn die Politiker vieles Schönreden’, Tatsache ist, dass der Bürger immer weniger Geld in der Tasche hat, weniger, als noch vor einigen Jahren.
Ich möchte hier aber nicht analysieren, prognostizieren oder Schuldzuweisungen treffen. Dies wird in der Öffentlichkeit zu Genüge getan. Ich möchte an dieser Stelle lediglich darauf aufmerksam machen, dass es Möglichkeiten gibt seine Geldbörse zu schonen.
Während der Weltwirtschaftskrise 1939 gab es weltweit verschiedene Bemühungen die Krise zu überwinden, natürlich auch in Deutschland. So entstand 1929 hierzulande die Wära-​Tauschgesellschaft. Diese basierte auf einer eigenen Währung als Tauschmittel von Dienstleistungen und Produkten.
Wära war ein Vorläufer der heutigen Tauschringe, die seit einigen Jahren immer beliebter werden. Aber was sind Tauschringe? Nun, dies sind in der Regel privatrechtliche, örtlich gebundene Vereine, die einen Dienstleistungstausch zwischen ihren Mitgliedern vermitteln. Dazu wird eine eigene Ersatz-​Währung’ genutzt, um die Tauschleistungen, die kein Geld kosten, verrechnungsfähig zu machen.
Aber warum erzähle ich das alles? Ganz einfach: Auch in Unna gibt es einen solchen Tauschring den ich hier kurz vorstellen möchte. Dabei handelt es sich um den Tauschring-​Gartenvorstadt. Dieser Verein, gegründet im Januar 2010, hat sich mittlerweile lokal etabliert. Dabei betont der Verein ausdrücklich, dass der Tauschring nicht auf das Gebiet der Unnaer Gartenvorstadt beschränkt ist, sondern auch auf die größere Umgebung von Unna. So gibt es mittlerweile Mitglieder aus Iserlohn, Schwerte, Bergkamen, Holzwickede und anderen nachbarschaftlichen Gemeinden.
Aber wie funktioniert dieser Tauschring eigentlich? In einer Tauschzeitung werden alle Angebote und Nachfragen der Mitglieder aufgeführt. Die Mitglieder haben nun die Möglichkeit untereinander aufgelistete Leistungen auszuführen bzw. in Anspruch zu nehmen. Bietet z.B. ein handwerklich begabtes Mitglied eine Fahrradreparatur an, kann ein anderes Mitglied dieses Angebot in Anspruch nehmen. Für die Fahrradreparatur erhält derjenige der sie ausgeführt hat eine Zeitgutschrift in Hansetalern, der vereinseigenen Währung. Diese Gutschrift kann er dann z.B. durch einen Hemdenbügel-​Auftrag bei einem anderen Mitglied wieder einlösen. Das Tolle ist, dass diese Leistungen für die Mitglieder absolut kostenlos sind.
Aber es gibt noch weitere Angebote des Vereins. So werden regelmäßige Stammtischtreffen abgehalten. Diese sind immer sehr gut besucht und dienen natürlich zum einen dazu sich untereinander kennen zu lernen, aber auch zum Erfahrungsaustausch. Hier findet aktives Vereinsleben statt, durch das bereits viele neue Freundschaften entstanden sind.
Der Verein schläft natürlich nicht. So sind einige neue Projekte geplant. Zum Beispiel das Jugendprojekt, dessen Grundlage eine Nachhilfetauschbörse sein wird. Oder aber das Seniorenprojekt, bei dem gezielt ältere Menschen angesprochen werden. Und hier kommt ein besonderer sozialer Aspekt zu tragen. Menschen die keine eigenen Tauschvorgänge anbieten und durchführen können, meist hilfsbedürftige Menschen, werden nicht ausgeschlossen. Diese Mitglieder können selbstverständlich Angebote in Anspruch nehmen, brauchen aber keine eigenen Leistungen geben. Die Hansetaler-​Vergütung wird aus einem gesonderten Sozialkonto bestritten. Alles in allem eine runde Sache.
Wenn ich oben erwähnt habe, dass die Tauschleistungen kostenlos sind, dann stimmt das nur bedingt. Die Tauschleistungen selbst sind komplett kostenlos. Jedoch müssen die Mitglieder nach einem Jahr, das erste Jahr der Mitgliedschaft ist kostenlos, einen kleinen, jährlichen Jahresbeitrag entrichten, da der Verein natürlich administrative Dinge wie Büromaterial, Postsendungen etc. finanzieren muss.
Es ist schon erstaunlich was das engagierte, ehrenamtlich arbeitende Team so alles auf die Beine stellt. Neben Outdoor-​Veranstaltungen, Infoveranstaltungen und Workshops werden besondere Stammtischhighlights organisiert, wie z.B. Sommerfeste mit viel Programm, oder unterhaltsame Weihnachtsfeiern. Auf der stetig aktualisierten, vereinseigenen Homepage kann man über diesen außergewöhnlichen Verein alles im