Ein Hundesalon. Nicht irgendeiner. Eine one-women-show seit 45 Jahren. Schöné Erinnerungen. Mein Hund hat das Bürsten gehasst. Und er hatte das Pech, als Pudel geboren zu sein, d.h. kein Haar fällt aus aber es wächst wie blöd. Ohne Bürsten also nur noch Filz. Leider hat er uns schon bald klar gemacht, dass er es nicht so mit dem Bürsten hat und eher so der Verwegene ist. Von uns durfte sich keiner mit einer Bürste mehr nähern. Nur eine durfte. Ein Profi! So kam es dass wir bei Frau Kowalatis 16 Jahre lang — ein Hundeleben– Stammkunden wurden. Immer wenn es malwieder Zeit wurde, das Fell zu stutzen sind wir den Berg hoch. Mein Hund, sonst im Temperament kaum zu bremsen wurde immer langsamer. Der Schwanz nur noch auf Halbmast. Dann rechts ab in den Hinterhof und rein in das schummrige Wartezimmerchen, wo 16 Jahre eigentlich nie jemand gewartet hat. Die Stube habe ich mir sagen lassen ist immer noch original 60er Jahre, in Mint, mit Nierentisch und allein schon deshalb sehenswert. Es roch nach feuchten Hunden und Zigarettenrauch. Hier spätestens hat sich dann der Hund doch wieder gefreut, Frau Kowalatis wiederzusehen. Im Salon kein Chichi und Schickimicki. Hunde in der Badewanne sitzend, pudelnasse dürre Gerippe, danach mit Handtüchern frottiert und eingemummelt und anschliessend jeder einzeln handgefönt, gebürstet und geschoren. Super Technik. Habe nie einen besser geschorenen Hund erlebt als von ihr und das bei meinem Rabauk. Aber sie meinte mal, wenn sie mehrere Stammkunden wie meinen hätte, dann hätte sie sicher den Job schnell geschmissen.