Martinskirche

Die wechselvolle Geschichte des Filderdoms Wie doch eine Gemeinde an ihrer Kirche hängen kann! Wie diese Kirche einmal aussah, weiss man nicht genau. Erst seit den Neu– und Umbauarbeiten in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gibt es Dokumente. An den romanischen Vorgängerbau erinnern lediglich noch die beiden Säulen, die heute die Innenseite des Spitalhoftores zieren. Nachdem 1459 das ganze immer morscher wurde und schließlich sogar der Kirchturm einstürzte, wurden die Schwaben aktiv und gaben eine Sanierung in Auftrag. Mit dem spätgotischen Netzgewölbe im Chor wurde diese gegen 1470 abgeschlossen. Ende des 16. Jahrhunderts baute man erneut um. Es gabe einen neuen Taufstein, eine neue Orgel auf der Empore, auf der künftig die Männer dem Gottesdienst beiwohnten während Frauen und Kinder unten Platz nahmen. Die alte Möhringer Kirche wurde im Lauf des 19. Jahrhunderts schließlich viel zu klein, der Ort florierte und wuchs stark und der Turm war wieder marode. Der wurde schnell saniert. Auch das große Westportal mit dem darüber liegenden Fenster wurde jetzt erschaffen. Das Kirchenschiff wurde abgerissen und neu erbaut. Ob ihrer Größe und des sehr hohen Kirchturms erhielt die 1855 errichtete neue Kirche den Spitznamen Filderdom. Denn Möhringen liegt auf der Filder, die Stuttgart mit Leinfelden-​Echterdingen und Filderstadt verbindet. (Filder heisst übringens schlicht Felder und bezeichnet einen der besten Ackerböden Deutschlands der leider mit Messe, Flughafen, Ortschaften, Industrie und dergleichen gnadenlos zugepflastert wird.) Das Gebäude war groß und schön aber leider nicht solide geplant: es traten schon nach kurzer Zeit bauliche Mängel offen zutage. Die Kosten für den laufenden Unterhalt wurden ein kaum zu lösendes Problem für die Gemeinde. Das gesamte Gebäude musste schließlich bereits 1935 generalüberholt werden. Ja und dann kam der Krieg und das Gebäude wurde durch einen Luftangriff praktisch vollständig zerstört. 1949 wurde das wiederhergestellte Gotteshaus geweiht. Infolge der Wirtschaftslage der Zeit konnte die Kirche nur vereinfacht restauriert werden. Hätten die Möhringer nicht bis zum Äußersten gespendet und mitgearbeitet, wäre es noch schlichter ausgefallen. Äußerlich machte sich das vor allem an der vereinfachten Turmspitze bemerkbar. Dennoch ist die Möhringer Kirche immer noch ein sehr imposantes und von weitem sichtbares Gebäude. Ende des 20. Jahrhunderts traten erneut Schäden an der Außenfassade sowie an den Dächern der Kirche auf. Nachdem die laufenden Unterhaltskosten für notwendige Sanierungsarbeiten stark angestiegen waren wurde eine Außensanierung der Kirche beschlossen. Dank der großen Spendenbereitschaft der Möhringer Bürger konnten Elemente rekonstruiert werden, die an das Erscheinungsbild des Filderdoms vor dem Krieg erinnern. Die Kirche hat eine sehr schöné Akustik und wird daher und auch wegen ihrer Größe gerne als Konzertkirche genutzt. Und sie ist immer ganz gut gefüllt. Nichts ist schließlich trauriger als wenn das immer gleich kleine Häuflein in einer mächtigen Kirche dem Gottesdienst beiwohnt