Zu den sicherlich wichtigsten und bedeutendsten Plätzen in der Mainzer Innenstadt gehört der Gutenbergplatz. Einst war hier die Bushaltestelle«Höfchen», weshalb viele heute noch vom Höfchen sprechen– das Höfchen selbst, der Auftakt der drei Domplätze, befindet sich jedoch etwas östlich. Doch wenn sich Dinge mal eingebürgert haben… An sich sieht der Gutenbergplatz, sieht man mal von der Nachkriegsbebauung ab, ja fast so aus, als ob es ihn schon ewig geben könnte. Dies ist jedoch falsch. Denn bis zur Belagerung von Mainz 1793, über die es einen(indes auch geschönten) Bericht von Goethe gibt, war hier dichte Bebauung vorhanden. Dompropstei, Jesuitenkirche, Sebastiankapelle usw. prägten den Bereich. Doch die Belagerung sorgte für spür– und sichtbare Einschnitte im Stadtbild. Anfang des 19. Jahrhunderts kam dann Napoleon nach Mainz, das seinerzeit französisches Territorium war. Er legte einen bestimmten Ausbau von Mainz fest, das ihm offensichtlich gefiel. Und so gehen sowohl die Ludwigstraße als auch der Gutenbergplatz letztlich auf Napoleon himself zurück. Auch wenn er natürlich die Vollendung nicht mehr erleben konnte, die auch erst erfolgte, als Mainz längst wieder deutsch war(und zwar als Provinzhauptstadt im Großherzogtum Hessen-Darmstadt). An prägender Substanz aus dem 19. Jahrhundert befinden sich auf der Südseite das Gutenberg-Denkmal und auf der Nordseite das von Moller errichtete heutige Staatstheater(das ja auch schon ein paar Veränderungen hatte, nicht nur im Namen). Auf der«Theaterseite» gibt es auch noch etwas ältere Bausubstanz. Aber die Südseite ist mit Ausnahme des Gutenbergdenkmals Nachkriegsbebauung pur. Und zwar aus einer Zeit, in der man Pavillonbebauung gut fand. Besonders grausam in diesem Kontext der so genannte«China-Pavillon», der wohl auch nicht in Zusammenhang mit der bevorstehenden Errichtung eines ECE-Einkaufscenters verschwinden wird. Trotz der eher nicht so prickelnden Bebauung auf der Südseite– durch die Dominanten Theater und Gutenberg-Denkmal hat der Gutenbergplatz einfach was. Und dass hier der motorisierte Individualverkehr seit bald 25 Jahren verbannt ist, hat dem Platz verdammt gut getan.