Aussichtspunkt Tagebau Garzweiler

Man steht auf einem kleinen Platz, schaut in eine riesige tiefe Grube, deren anderes Ende man kaum richtig erkennen kann. Mitten drin riesengroße Bagger, Förderbänder, aber auch kleine Bagger und PKW, die wie Spielzeugautos wirken.
Wenn man das sieht, dann steht man an einem der Aussichtspunkte der RWE Power AG, umgangssprachlich auch oft noch nach der alten Firmierung «Rheinbraun» genannt, am Rande des Braunkohletagebaus Garzweiler.
Für RWE Power AG sicher eine publikumswirksame Stätte, die man jederzeit kostenlos besuchen kann. Für mich ist es eine Mischung aus Faszination, aber auch aus Fassungslosigkeit darüber, wie viele Menschen hier vertrieben wurden und noch werden, aber auch über den Raubbau an der Natur.
Nur ein paar Zahlen zum irgendwann übrig bleibenden Restloch, die ich kaum fassen kann: nach aktuellem Stand sollen ab dem Jahr 2045 für einen Zeitraum von 40 Jahren ca. 60 Millionen m³ Wasser jährlich aus dem Rhein in das Restloch gepumpt werden. Der See wird dann bis zu 185 m tief werden bei einer Fläche von 23 Quadratkilometern und einer Füllmenge von 2 Milliarden Kubikmetern Wasser. Für mich unvorstellbar und leider werde ich das Jahr 2085 wohl auch nicht mehr erleben.
Wenn ich alle paar Monate mal wieder dort bin, denke ich oft an den kleinen Ort Garzweiler, der der Grube seinen Namen gab. Ich habe damals als Jugendlicher das letzte Schützenfest (1988) mitbekommen, danach wurde umgezogen, abgebaut und irgendwann viel später erst gebaggert. Man konnte noch viele Jahre danach durch die Straßen Garzweilers fahren. Ein Straßennetz ohne Gebäude links und rechts, irgendwie grotesk. Auf den hier gezeigten Fotos müsste Garzweiler irgendwo am rechten Grubenrand gelegen haben.
Eine neue Entdeckung bei meinem letzten Besuch vor zwei Tagen … direkt neben dem Aussichtspunkt wird eine Brücke gebaut, sie ist Teil des neuen Autobahnkreuzes Holz der A44/​A46. die A44 wurde in diesem Bereich im Oktober 2005 geschlossen, zurück gebaut und das Gelände dann ebenfalls abgebaut. 2017 soll die A44 hier wieder lang führen, dafür wird dann die westlich gelegene A61 abgebaggert. Auch eine groteske Vorstellung, alleine wenn man überlegt, welche Kosten dafür entstehen.
Wenn man in der Nähe ist, sollte man also auf jeden Fall mal hier vorbei schauen und sich vielleicht seine eigenen Gedanken zum Thema machen.

Vernichtung von Natur und Umwelt! Verdrängung von Menschen und Tieren. NEIN DANKE!

Ich sitze hier und schreibe. Mein PC braucht Strom. Der kommt aus dem Kraftwerk. Irgendwoher. Und das läuft durch die Verbrennung einer Kohlemischung, die meistenteils aus rheinischer Braunkohle besteht. Strom brauchen wir, aber er kommt eben nicht nur aus der Steckdose. Was wir unserer Welt dafür antun, das kann man am Aussichtspunkt in Garzweiler sehen. Wir reissen sie auf, wühlen sie um, entreissen ihr Brennbares und schütten sie dann wieder zu. Dann re“kultivieren” wir das Ganze, was wir eben so für kultiviert halten. Ist es das wert? Wie sehen die Alternativen aus? Keine Ahnung. Atomstrom ja, bitte? Der Blick ins Loch ist faszinierend und schmerzhaft zugleich. Alle RWE-​Versuche mitzuteilen, dass alles besser wird in X Jahren, wenn Tiere, Pflanzen und Menschen zurückkehren kann man nicht so recht glauben. Und ein menschliches Meisterwerk ist es doch. Absolut sehenswert, wer sich philosophischen Grundansätzen gegenüber generell verschliesst, der wird hier geheilt werden.

Wenn man in der Nähe ist, sollte man sich den Tagebau definitiv einmal anschauen. Man kann sehr gut sehen, wie Bagger etc. arbeiten. Es ist wirklich faszinierend, was dort passiert man kann die verschiedenen Bodenschichten etc sehr gut erkennen.

Hier folge ich mal meinen Vorrednern. Faszinierend und erschreckend zugleich.

Wenn man in der Nähe ist definitiv mal vorbeischauen.
Hier wird einem Westeuropäer ansatzweise bewusst, was man sich unter Raubbau an der Natur vorstellen kann. Ungeschönt und faszinierend.

Was soll man sagen? Wer noch keinen Tagebau gesehen hat, kann sich die Monströsität und Brutalität der Veränderung der Landschaft kaum vorstellen. Wer an der Kante des Tagebaus auf die 140 Meter tiefer gelegene Sohle hinabsieht wird sich ein leichtes Schaudern kaum verkneifen können.
Riesenbagger die aussehen wie Spielzeug, ausgedehnte Fördertechnik und ein beeindruckender Einblick in die Tiefe der Erde.
Nicht unbedingt schön, aber absolut sehenswert (und sei es nur, um mitreden zu können).
Man mag von der Sache nicht begeistert sein, aber man muß dem Betreiber zugute halten, daß er diese Aussichtspunkte baut und dort mit Informationstafeln Einblick in sein Handeln gibt.