Gaststätte Zur Eiche

Essen in einem Gasthaus aus der Kindheit — das ist mein Fazit nach diesem Besuch.
Dieses Gasthaus mitten im Badenstedter Kiez erlaubt eine kleine Zeitreise. Das Interieur erinnert an die sechziger Jahre. Sitzecken aus dunklem Holz, Polster von dunklem Mintgrün, Buntglasscheiben. Ein großer Tresen, an dem sich das «Dorf» trifft. Zwei Wirtsleute etwas gesetzteren Alters, die mit Ruhe und wenig Worten den Betrieb regeln. So habe ich das aus meiner Kindheit in Erinnerung, wenn wir auf dem Land irgendwo zu Gast waren. Ein richtiges Wirtshaus! Alles ordentlich, gepflegt und sauber — das gilt auch für die Toiletten.
Es war ein sehr warmer Tag, deswegen ließen wir uns im Biergarten neben dem Haus nieder. Es ist eher eine mit einem Zaun abgetrennte Terrasse, sonnengeschützt durch eine große Markise, überschwänglich sommerlich durch Massen von roten und weißen Petunien. Das Mintgrün des Inneren findet sich zarter in der Farbe der Tische und in der Farbe des Hauses wieder. Vor der Terrasse die namengebende Eiche.
Die Speisekarte ist auch so, wie ich sie aus meiner Kindheit in Erinnerung habe. Wo findet man sonst noch Zigeunerschnitzel und Toast Hawaii?! Hier ist alles wie eine kleine Zeitreise.
Wir wählten das Tagesgericht (Bauernbratwurst mit Kohlrabi und Kartoffelpüree) und von der Karte das Französische Schnitzel (ein Schweineschnitzel mit Camembert überbacken, dazu Kartoffelrösti und Preiselbeer-​Meerrettich-​Sauce).
Die Gastwirtin war freundlich, aber zu uns nicht ganz aufmerksam. Das Besteck musste ich uns selbst holen, als mein Salat kam.
Das Essen war so, wie ich es von einer Gaststätte erwarte. Traditionell, in Ordnung, aber natürlich nicht ambitioniert. Kindheitsküche. Das Tagesgericht war für mich mit zu viel Saucen, der Kohlrabi a la crème, geschmacklich war es aber nach Urteil meiner Begleitung durchaus okay. Was eine «Bauernbratwurst» von einer normalen Bratwurst unterscheidet, war uns allerdings nicht klar. Zu meinem Gericht wurde die Preiselbeer-​Meerettich-​Sauce in einem extra Gefäß gebracht, rosafarben, gut gemischt. Das Schnitzel war gut gebraten, mit einer nicht zu dicken Panade, kross. Eine Sattmacherportion, schön angerichtet. Nichts zu meckern.
Die Rechnung gab es handschriftlich auf einem kleinen Zettel. Wir verließen den Biergarten und fühlten uns plötzlich wieder in der Jetztzeit.

Die Lokalität wäre als Spelunke in einem 500-​Seelen-​Dorf ja ganz o. k. Als erstes Haus im Stadtteil Badenstedt ist das Lokal jedoch eine einzige Enttäuschung! Man ist eher kaum auf speisende Gäste eingerichtet. Wir haben es dennoch gewagt, etwas zu bestellen. Der Salatteller war noch im Rahmen des zu Erwartenden. Der Hauptgang und hiervon vor allem die Pommes waren derart versalzen, dass es schon beinahe an Körperverletzung grenzt!

Schön geführte Gaststätte, wo man im Sommer auch draußen sitzen kann. Die bedienung könnte netter sein, allerdings ist das Essen ein Traum. Besonders die sambal Sauce zum Schnitzel passt super.