Hamburger Morgenpost

Immer wenn ich morgens in den Bus einsteige, fällt mein Blick unweigerlich auf die MoPo vorne am Fensterbrett (die kann man inzwischen also auch dort erwerben) und muss jedes Mal lachen wegen der absurden Schlagzeilen auf der Titelseite. Beispiele: «Hat er das Baby aus dem 10. Stock geworfen?» oder «100 000 Hamburger sind Kiffer». Lustig, wirklich. Wenn ich belustigt werden will, schaue ich eben RTL oder lese die MoPo und mache mich über so viel Dummheit lustig.

Schon seit Jahren eigentlich mit das beste an der Mopo ist das Format. Lange, bevor andere Zeitungen ihr Format verkleinert haben (z.B. die Frankfurter Rundschau) oder ihr Produkt auch im kleineren Format anbieten (z.B. die Bild in München oder Hamburg), hatte sie ein Format, das das Lesen in S– oder U-​Bahn massiv erleichtert.
Ansonsten: Die Mopo ist für mich irgendwie ein Stück weit gehobenes Boulevard. Keine Zeitung mit intellektuellem Tiefgang, aber auch nicht unbedingt so nachhaltig reißerisch wie die Bild. Und, ich «muss» es gestehen, wenn ich in Hamburg bin, kaufe ich sie mir meist. Denn das Format ist wirklich sehr praktisch– und ich weiß halt einfach gerne, was die Menschen dort, wo ich gerade bin bewegt (oder bewegen soll)

Es ist so traurig! Als ich 2000 nach Hamburg kam,
sagt mal ein Abendblattleser:-) zu mir:
MOPO, aha, angeblich die Bild-​Zeitung für Intellektuelle.
Und ich dachte nur so hääää, hau ab,
geh weiter deine Springer lesen.
Und heute schäme ich mich mit MOPO,
als wenn ich selbst ‘né BILD in der Hand halte.
So nun ist es raus!
Das Blatt ist absolut lächerlich geworden.
Tschüss MOPO!
PS «Weitere Informationen hinzufügen
(Parkmöglichkeiten, Preisrahmen, etc.)».
da fällt mir glatt noch mein Ärger über die Preiserhöhungen ein

Die Hamburger Morgenpost, auch Mopo genannt, erinnert mich an die alten Zeiten, als ich noch im Saturn gearbeitet hatte. Jeden Morgen, wenn ich auf der Arbeit ankam, lag die Zeitung im Aufenthaltsraum bereit für alle Mitarbeiter. Einige haben sich sogar ihre eigene gekauft. Die Mopo ist bisschen wie die Bild Zeitung, vielleicht ein wenig mehr Niveau.
Man findet eigentlich alles in der Mopo: Freestyle, Wirtschaft, Politik, das alltägliche Hamburger Leben, Neuereignisse, alles was so in Hambrug abgeht, Horoskop etc.
Ich muss ehrlich sein, dass ich mir die Mopo zwar nicht kaufe, aber wenn ich sie gerade zu Hand habe, lese ich mir sie auch durch. Ist jetzt aber keine Zeitung, die einem großartig etwas beibringt oder lehrt. Sie ist eher zur Unterhaltung gedeacht. Ein wenig Klatsch&Trasch und ein wenig Aufklärung. Eigentlich ein guter Gemisch. Jedenfalls lese ich die Mopo lieber als die Bildzeitung.

Die Mopo ist wohl jedem Hamburger bekannt.
Sie ist in manchen Dingen leider der Bild sehr ähnlich. Zum Beispiel bei den reißerischen Titelthemen.
Mit der Zeit bin ich aber zum Mopo Fan mutiert.
Und zwar liegt das daran, dass man morgens an jeder Ecke die Mopo quasiin die Hand gedrückt bekommt. Und in der Bahn liest sie sich unglaublich praktisch, da sie im Zeitschriftenformat niemandem im Gesicht rumflattert. Die Themen sind der morgendlichen Aufnahmefähigkeit angepasst. Nicht zu anspruchsvoll und unterhaltsam.
So wird man grob üder die wichtigsten Themen informiert und dabei auch noch bei Laune gehalten. Das ist zumindest morgens sehr wichtig.
Toll ist hier natürlich auch das Sudoku aufdas ich morgens nicht mehr verzichten möchte.
Ansosnten ist die Mopo eine typische Lokalzeitung, die aber etwas mehr Wert auf den Unterhaltungsfaktor und bunte Bilder legt.

Die MOPO hat schon Leben gerettet. Meins zum Beispiel: als ich in einer VWL Vorlesung beinah gestorben wäre… an Langeweile… da zauberte der Kommilitone neben mir né MOPO aus der Tasche und hielt mich damit am Leben. :)
Die MOPO ist die Bild «mit Style» … natürlich sehr aufreißerisch geschrieben — etwas Text, viel Bild. Aber dennoch gut zu lesen, denn irgendwie ist das Ganze doch meist informativ. Das Beste an der MOPO ist hier handliches Format… da macht Zeitunglesen Spaß!
Absolut großartig ist die MOPO-​Werbung im Kino:
Fischmarkt: jeder Fisch wird in eine Zeitung gewickelt über den Tresen gereicht… und plötzlich liegt da nur noch eine MOPO… klatsch… kriegt der Kunde das glibbrige Riesenbiest so in die Hand gedrückt…
Ach Hamburg… dein Humor ist so schön trocken… ^^

Tja, die MoPo, ein Niedergang, den ich lieber negieren als beschreiben möchte, aber es lässt sich auch mit den größten Scheuklappen nicht verleugnen, das dieses Blatt immer weiter herab sinkt, woran auch immer es liegen mag (Investoren). Nach Schreibstil mag man gar nicht mehr fragen, nach Grammatik erst recht nicht — und die Rechtschreibung wird hier vermutlich progressiv nach der Reform von 2089 gehandhabt, selten sah man auch in Überschriften so peinliche Fehler wie hier im vergangenen Jahr (Totsünde)!
Aber das wäre ja alles erträglich, wären denn die Inhalte akzeptabel. Einst galt die MoPo als roter Widerpart der notorischen BILD-​Zeitung, als SPD-​Bollwerk, als selbige noch sozial agierte. Irgendwann ging sie ein und wurde durch eine gute Idee wieder belebt, nämlich das U-​Bahn-​taugliche Format, das heute im Prinzip eine der wenigen lobenswerten Eigenschaften des Blattes geblieben ist.
Vom Inhalt her fällt erst einmal auf, dass immer mehr Raum von Anzeigen (2 – 3 Seiten Prostitution) ausgefüllt wird, als würde die Leser nicht merken, dass das Lesen immer schneller geht, zumal auch die Fotos immer größer werden — kannten wir dieses Prinzip nicht von BILD?
Der Politikteil schrumpft und wird immer oberflächlicher, Stammtischmeinungen werden gepaukt, detaillierte Reportagen sind Mangelware — und man macht sich oft an semipopuläre Themen heran, die aber relativ belanglos sind. Titelstories glänzen mit so relevanten Informationen wie, dass ein abgehalfterter aber hofierter Ex-​Boxer angeblich von 500 Euro lebt — wer will das wissen, wenn Gaza brennt und der Papst wütet?
Dafür erfährt man immer mehr Schwachsinn, wenn man ihn nicht besser gleich überblättert: Dieter Bohlen und Co. haben hier immer etwas zu melden, die Party-​Gang und die Promi-​Chichis sind dauerhaft im Einsatz und erfreuen uns mit Verblödungen über die Unterwäsche und das Klopapier von prominenten Idioten, ohne die die Welt deutlich bessere Luft atmen würde.
Der Sportteil wächst jährlich, nicht, dass er besser würde, denn die MoPo investiert nicht viel in den journalistischen Nachwuchs. Hauptsache viele Seiten, Bild macht es auch nicht besser.
Dafür werden soziale Themen nur dann abgehandelt, wenn es reißerisch (Blut, Mord, Ehre) ist oder mit Kindern zu tun hat (Kita-​Krieg, ogottogott), man hat immer den Eindruck, dass die MoPo gerade für diese Themen nur Naivlinge oder Praktikanden mit gutem Willen aber ohne Erfahrung aufbieten will — heraus kommen gute Ansätze aber meist ein schaler Beigeschmack mit vielen offenen Fragen. Vor allem die politischen Hintergründe werden nie ausreichend beleuchtet, man findet schnell einen praktischen Sündenbock und dann ist es auch gut Apropos Sündenböcke: Die MoPo hasst Lehrer und vor allem Ärzte: mehrfach habe ich erlebt, dass man ohne Recherché angebliche Behandlungsfehler von Ärzten anprangerte, mit reißerischer Story — die Wahrheit lag fast imer woanders
Dafür versuchen anscheinend Redakteure reihum das Volk mit Kommentaren zu polarisieren, die meist recht plakativ eine Meinungsrichtung vertreten, aber nie besonders ausgefeilt sind.
Ich und mehrere Freunde haben mehrfach versucht, der MoPo ein paar sozial brisante Themen nahezubringen, ein paar Bekannte haben seit Jahren interne Fakten aus Skandalen im Gesundheitswesen an die Redaktion übermittelt, natürlich anonym — die MoPo reagierte mit Schweigen, nicht ein Fakt wurde veröffentlicht, stattdessen sah man immer mehr Dekolletés und Prominentenmist — und natürlich den angeblichen Star-​Architekten Teherani, dem jedes Jahr in der MoPo unerklärlich gelobhudelt wird, obwohl die Mehrheit der Bevölkerung der Meinung ist, dass sein Beton-​Glas-​Geklotze alllenfalls den Einsatz von Mittelstreckenraketen wert ist.
Besonders gefährlich ist auch das ungenügende Wissen der Redakteure und die miese Recherché. Es gibt kaum ein Blatt, dessen Gesundheitstips manchmal so falsch und gefährlich sind — manchmal (selten) sprechen Fachleute, aber oft wird absoluter Müll mit großem Ernst und sogar als Titelstory veröffentlicht, der Leben gefährdet! Der Gipfel war eine Titelgeschichte über die gesündesten und gefährlichsten Lebensmittel. Eine Liste polarisierte gut gegen böse — aber medizinisch gesehen war das ganze absolut daneben, einige Lebensmittel waren nicht gut für Allergiker, aber eigentlich supergesund, andere wurden nur nach Nährwert beurteilt, einige verteufelt, weil sie bei besonders seltenen Krankheiten schlecht seien — ein schlimmes Kuddelmuddel, das völlig ungeniert über 2 Seiten gedruckt wurde — ein Leserbrief eines Freundes (Arzt) blieb unbeantwortet und erst recht unveröffentlicht — die MoPo veröffentlicht nur genehme Briefe.
Fazit: MoPo lohnt sich nur, wenn man eine Unterlage für besonders nasse Kindermalereien braucht, denn sie ist saugfähig.

Die Mopo-​Redaktion war schon immer einer der größten Durchlauferhitzer unter Deutschlands Journalistenschmieden — wer hier schon gearbeitet hat, das geht auf keine Kuhhaut.
Heinrich Braune gründete sie einst als Deutschlands erste Boulevardzeitung: Viele Bilder, gut verständliche Texte und plakative Überschriften bescherten gewaltigen Erfolg. In Hamburg war die Mopo einst die meistgelesene Zeitung.
Lang ist’s her. Als die SPD sie an zwei Brüder aus der Schweiz verkaufte, begann der Niedergang: Die Redaktion wurde immer kleiner, die Beiträge immer flacher, die Auflage immer mickriger. Nur noch selten war die Mopo tonangebend in der Hamburger Presselandschaft. Redakteure wie Gerd-​Peter Hohaus (wer erinnert sich noch an den Bernbeck-​Skandal?) konnten vereinzelt Akzente setzen, aber insgesamt ging es bergab.
Einen kurzen Höhenflug gab es noch einmal, als Gruner + Jahr 1986 die Mopo übernahm — aber er war von kurzer Dauer. Heute (G+J hat sie längst wieder verkauft) dümpelt sie so dahin. Die wenigen Redakteure sind wohl bemüht, und manchmal gibt es auch gute Geschichten — aber eigentlich ist das Blatt inzwischen eher belanglos geworden.
Als die Zeitung 40. Geburtstag feierte, sagte Gründer Heinrich Braune, die intelligentesten Beiträge gäbe es oft in den Leserbrief-​Spalten und nicht so sehr im redaktionellen Teil. Das tat zwar weh, aber es war wahr.
Weil die Mopo heute (außer der taz) die einzige springerfreie Hamburger Zeitung ist, soll sie noch eine positive Wertung bekommen — aber ohne einen Sponsor wie J.P. Reemtsma o.ä. wird sie nie wieder ein ernst zu nehmendes Schwergewicht auf dem Hamburger Meinungsmarkt werden.

ein boulevardblatt vor dem herrn. seit der raucherdiskussion auch gerne als blockwart unterwegs. mit journalismus hat das nix mehr zu tun. aber das sudoko find ich echt klasse.
ach ja: das allerschlimmste ist die goldige, neue eigenbezeichnung der mopo am sonntag: MOPS. es stehen mir alle haare zu berge. nominiert für das unwort des jahres 2008ff.

Hab ich schon in meiner Webside … Homepage oder wie man das auch immer nennt von
(Presse)
…unter 5 Zeilen 5 Fehler
Da hatte ich einen netten Schriftverkehr mit den schon damals einfallsreichen Menchen der Mopo.
Am liebsten keinen Stern für die Mopo.

Liebe Redaktion der Mopo,
vielen Dank für diese erhellenden Zeilen heute. Haben wir gelacht. Passt zum Gesamtniveau.
Trotzdem hab ich ein paar Fragen:
Wie viele Schnäpse braucht man eigentlich für die Entwicklung eines solch armseligen Kalauers?
Und wie schafft man es, den durch alle Kontrollinstanzen auf die Titelseite zu bringen?
Hat Euch nie jemand gesagt, dass Verballhornungen von Namen uncool sind?
War es womöglich ein Einfall Eures Chefs, den man nicht ablehnen konnte?
Yps — Comic mit Gimmick?
Falls das heutige Heimspiel des FC mit Prügeleien unter den Fanblöcken enden sollte, könntet Ihr morgen früh doch z.B. mal mit Aufs Mauli nach Pauli an den Start gehen.
Oder Fußi Ballaballa.
Merke, man ist immer genau so dumm, wie man sich fühlt.
Schni, Schna, Schnappi.