Eppendorfer Baum

Der schöné Teil des Eppendorfer Baums erstreckt sich eigentlich nur zwischen Klosterstern und der Kreuzung Isestraße.
Zugegeben: es soll nicht verschwiegen werden, dass sich jenseits noch ein Hamburger Traditions-​Bücherladen (mit integrierter Konzertkasse) sowie ein besuchenswerter Schuhladen befinden, aber die Bautätigkeiten in jenem Teil reißen seit Jahren nicht ab und die Fluktuation der Geschäfte ist derart ausgeprägt, dass eine Erwähnung ihrer kaum Sinn macht.
Ich läute meinen Arbeitstag gerne ein mit einem morgendlichen Walk ab der 109er-​Haltestelle «Streekbrücke», spaziere durch die St. Benediktstraße an den großbürgerlichen Stadtvillen vorbei und entere am Klosterstern den Eppendorfer Baum.
Praktischerweise residiert gleich zu Beginn eine Bank, ein naher Friseur könnte sogar noch letzten Schliff an die Frisur legen, um mich stadtfein zu machen.
Dann ziehen mich die Schaufenster vollends in ihren Bann.
Das Geschäfte– und Boutiquen-​Angebot ist wohl in auf keinem Straßenabschnitt Hamburgs derart vielfältig und hochkarätig, ohne überkandidelt zu sein, wie hier.
Große Ladenketten sucht man hier zum Glück vergebens. Schicke Boutiquen, weilweise nur gefühlte zwei Meter breit, wechseln sich ab mit hippen Winzrestaurants, aufgelockert von Hochglanzpräsentationen der lokalen Immobilienmakler und sogar hauptamtliche Spezialitäten-​Läden wie Fisch– und Delikatessen-​oder Weingeschäft.
Immer einen Blick wert ist die charmante Souterrain-​Boutique von Frau «Herbolzheimer», die ihren Schmuck gern auch selbst herstellt.
Witzig mittendrin die Garageneinfahrt, deren Old School Schriftzug suggeriert, in ihr würden Oldtimer mit Kurbelantrieb abgestellt. Was hier wohl das Parken kosten mag…
Traditionsgeschäfte wie die «Meister-​Drogerie» oder «Butter Lindner» sind mit der Zeit gegangen und behaupten bis heute tapfer ihre Stellung.
Ein «must shop» ist das Spielwarenparadies «Lienau»: Waschmaschinen oder Werkbänke aus Holz mit Gütesiegel für die Lütten und ihre Öko-​Eltern.
Kurz vor der Hochbahntrasse in luftiger Höhe lohnt ein kurzer Schlenker nach rechts in die Ahorn gesäumte Isestraße, wo «Britta Kuch» schickes Wohndesign und «Vossberg» edle Textilien für Fenster und Bett anbieten, das effektvolle Einrichtungskonzept hierzu ist bei «Peter Interior» zu haben.
«my perfect Sunday» zieht die Blicke mit bestickten Taschen, schneeweißen Café au Lait-​Tassen und schönen Tüchern an und die «Küchenblume» hat nicht nur Pflanzen und Kräuter vor der Tür stehen, sondern sogar orientalische Leuchten.
Im «Taca Tuca”-Land findet die schicke Eppendorferin stylishe Kleidung für ihren Nachwuchs, für sich selbst wahre Eyecatcher bei «Macarons», wie etwa Schuhe in blau-​rot mit einem weißen Schleifchen.
Kult ist das coole Kaufhaus «Kaufrausch», seit Jahren gut gelittenes Pilgerziel Hamburger Fashionistas.
Wer nun ein kleines Päuschen braucht und sich auf ein Schnitzel oder nur einen Vino niederlassen möchte, kann das direkt am Eck Isestraße/​Eppendorfer Baum bei «Tiefenthal» tun oder einmal auf die andere Seite Seite des Bahndamms schlendern, um im «Maral» direkt am Isekanal Platz zu nehmen.
Coffee to go gegenüber bei Balzac.
Das absolut Charmante an dieser Shopping Meile ist ihr großbürgerlicher Wohncharakter.
All die per se schon schönen Locations befinden sich in wohlkonservierten Jugendstilhäusern. Strahlend weiße Fassaden werden aufgelockert von dunkel lackiertem Schmiedeeisen, in großzügigen Fenstern erblickt man manch’ edlen Leuchtkörper oder gar Kunstobjekt.
Der eine oder andere mag jetzt direkt von einem Sechser im Lotto träumen…