Sehnsucht nach Ebene 2

Lächerlich. Witzlos. Ideenlos. Und natürlich extrem teuer. Pleite-​City Hagen hat immer noch eine Überraschung zu bieten. Die wirklich hässliche Brücke aufzuhübschen, kein schlechter Gedanke. Durch die Ausführung hat man es aber geschafft, die Gegend boch hässlicher zu machen und den dort lebenden unterprivilegierten Menschen die Absurdität ihrer Lebensumstände direkt vor die Nase zu hängen. Es ist eine Schande und sollte dieses Machwerk zu Wut und Auflehnung führen, ich hätte Verständnis, aber es wird ja doch wieder nur frustrieren.

Ich wusste gar nicht, dass das Geschmiere Kunst darstellt. Aber jetzt seh ich alles mit neuen Augen. Ich glaub ich zieh nach Hagen in die Kunststadt Hagen. Großartig! Das ist Realsatire in Bestform. Immerhin wird ja die deutsche Farbenindustrie durch das Geld unterstützt.

Muhahaha. Immer wenn ich Leute vom Bahnhof abhole, fragen Sie mich ob Hagen noch alle Tassen im Schrank hat. ;)
Halbfertig, fand ich es irgendwie lustiger! Ich komme auch nicht aus Hagen oder wohne rund um den Bahnhof, vielleicht würde ich es dann anders sehen.

Also um Ehrlich zu sein — ich hab noch nie sowas HÄSSLICHES gesehen!!! Das ist für mich Geldverschwendung hoch10.

Ergänzend zu den vorherigen Beiträgen:
Die Wörter in verschiedenen Sprachen sollen die Sprachen der Einwohner in diesem Stadtteil wiederspiegeln. Zu den Farbflächen hat man Imigrantinnen gefragt, welche Farben sie an ihre Heimat erinnern, dementsprechend sind die Farbigen Flächen hinter den Worten entstanden. Also zum dem italienischen Wort wurde eine («ehemalige») Italienerin befragt, zu dem russischen eine Russin usw.
Ich habe das Ganze tatsächlich lange Zeit für ein Projekt ehemaliger Gefangener gehalten, denen hier die Möglichkeit für künstlerische Darstellung geboten wurde. Dass das wirklich von hauptberuflichen Künstlerinnen zu einem Millionen Preis umgesetzt wurde hat mich einige Wochen sprachlos gemacht.
Selber habe ich diesen Stadtteil zu studienzwecken erforscht. Die Brücke ist nun mal das, als was sie auch geplant wurde: eine Trennlinie. Das wird auch das Farbzeug nicht wett machen können. Und ich habe mir die Brücke vorher (fürs Studium) und auch nachher lange und immer wieder angesehen. Ich kann keine Verbesserung finden. Denn die umliegenden Fassaden sind weiterhin schmutzig und nicht schön. Nur die erleuchteten Worte sind Abends wirklich nett!
Wie viele Hagener Künstler hätten hier auch ohne Kohle schöné Farben und Muster und Werke zaubern können? Wie viele Sprayer (und ja, auch das ist Kunst, wir sprechen nicht von Schmierereien) hätten die schönsten Bilder auf die hässlichen Betonpfeiler zaubern können…
Die häßlichen Werbeplakate an den Pfeilern sind nun auch nicht in dem Sinne wirklich Kunst oder wirklich schön…
Aber, nu isses so. Ändern geht nicht, Verstehen nur schwierig.
Ich bin jedenfalls gespannt auf das Brückenevent.
P.s… eine Zeit lang war einer der Pfeiler nur halb fertig gepinslet, ich fand das sehr amüsant und es hat dem Teil ein wenig (ungewollten) Humor abverlangt. Wie kann man ein riesiges Gerüst abbauen, und dabei SEHEN, dass da nochn Stück fehlt ;o) Das hätten sie ruhig lassen können, so zur Unterhaltung und Mutmaßung ;o)
Edit:
Ich habe nun mit einer der Künstlerinnen (Marjan) persönlich sprechen können, mir alles zeigen und erklären lassen… Gut, wenn man die Geschichten hinter den Bildern kennt, erscheint das Ganze persönlicher. Aber für gewöhnlich geht oder fährt man ja einfach nur ohne Erklärung dran vorbei…
Und ja, zu Vorher ist es natürlich «schöner» ! Weil graue Betonbrücke mit 40.000 Autos pro Tag nun mal häßlich ist.
Immerhin hab ich das Bambibild (auf Seite des Arbeitsamtes) entdeckt. Davon hätten sie ruhig ein paar mehr machen können ;o)
Die Fragen, warum man die Millionen nicht in KiGas oder sonst wo investiert hat find ich genau so deplaziert wie die Fragen, warum man überhaupt Kunst braucht.
Man darf sagen, sind Sie in Hagen, sehen Sie sich die Brücke ruhig von allen Seiten an! Interessant ist es allemal. Und Tagsüber genau so nett wie im Dunkeln. Dazu gibt es hochwertige Broschüren, die etwas Infos liefern.
Die Worte (als Neonröhren) sind von den jeweiligen Landsfrauen geschrieben worden und original so in Neonröhren geformt worden. Das ist echt sehenswert!
Hagen hat eben auch viel zu bieten, wenn auch ANDERS als Anderswo!

Man mag mich ja einen Kunstbanausen nennen, aber ich und die Ebene 2 werden wohl keine Freunde mehr.
Dass Hagen pleite ist, ist nicht erst seit gestern bekannt, und auch mit Zuschuss vom Land finde ich das in as Kunstwerk investierte Geld eine Verschwendung. Nicht, dass eine Geldinvestition in Kunst eine Verschwendung wäre, aber mit dem Geld hätte man gewiss auch kunsttechnisch etwas Besseres machen können.
Die einzelnen bunten Abschnitte auf der Brücke sind zwar recht farbenfroh gestaltet, jedoch sehe ich weder Zusammenhang noch Konzept. Die Idee mit der Schrift in Neonröhren finde ich zwar sehr gut, halte ich jedoch für eine Gegend wie Altenhagen (leider) unpassend, da die Chancen, dass das Kunstwerk nicht mutwillig beschädigt wird, doch sehr gering sind. Besser hätte ich es im Allgemeinen gefunden, die (vorher wahrlich sehr hässliche, graue) Fläche z.B. Jugendlichen zur Verfügung zu stellen, die immer auf der Suche nach legalen Plätzen zum Graffiti sprühen sind. Das wäre genauso schön und farbenfroh, aber deutlich preiswerter gewesen.
3 Sterne trotzdem, da Sehnsucht nach Ebene 2 ja doch ganz klar eine Verbesserung des Stadtbildes darstellt, darüber lässt sich nicht streiten.

Sehnsucht nach Ebene 2 ist ein Kunstprojekt an der Altenhagener Brücke in Hagen.
Die Stahlbetonbrücke am Hagener Hauptbahnhof steht schon ein paar Jahre und so war jetzt eine Betonsanierung notwendig geworden. Findige Leute fanden heraus, dass man im Rahmen des Projektes Essen, Kulturhauptstadt 2010 einen Zuschuss für Kunst am Bau bekommen könne. Also gab es einen Wettbewerb und eine Siegergruppe aus Künstlerinnen, deren Ideen, nun in die Tat umgesetzt wurden.
(Siehe Foto unten)
Auf den sanierten seitlichen Betonflächen der Brücke wurden, man kann sagen, abstrakte Gemälde mit vielen leuchtenden Farben aufgebracht und damit es auch nachts leuchtet, brachte der Lichtkünstler Heinz Kers das Wort Brücke in acht verschiedenen Sprachen als weiße Neonröhren vor den farbigen Hintergründen an.
Gerade bei Nacht ein sehr spektakuläres Ereignis und so könnte aus der Sehnsucht bald eine Sehsucht werden.
Fotos habe ich heute gemacht, allerdings am späten Nachmittag, als noch keine Neonröhren leuchteten.