Die Kaistraße 5 von Hpp

Das Haus Kaistraße 5 auf der Düsseldorfer Medienmeile, von HPP Hentrich, Petschnigg und Partner entworfen, soll hier als Beispiel schöner Gebäude am Hafen erwähnt werden. Nicht dass es keine anderen, spektakuläreren Stücke Architektur gäbe. Nein, nein. Aber es ist meiner bescheidenen Meinung nach modern, nicht überkandidelt, trotzdem aufregend und mit viel Sinn für das Detail realisiert worden.
Schaut man sich HPP näher an fällt auf, dass die bekannte Architektengruppe sehr universell ist: Architektur, Innenarchitektur, Städtebau. Die verschiedenen Gesellschaften sind nicht nur am Standort Düsseldorf aktiv. Es gibt sogar eine HPP International. Wenn man nun den Namen der Gruppe untersucht, beschäftigt man sich schnell mit dem großartigen Helmut Hentrich. Der ist 1905 in Krefeld geboren und 2001 in Düsseldorf gestorben. An seiner Vita gefällt mir besonders, dass er nach seinem abgebrochenen Jurastudium an die Wiener Architekturfakultät wechselte und dann ganz schnell im Berlin der zwanziger Jahr des letzten Jahrhunderts auftauchte. Genauer gesagt an der TH Berlin bei Poelzig. Und dann auch noch seine Semesterferien in den Architekturbüros von Hugo Häring und Mies van der Rohe verbrachte. Ein fleißiger Mann mit Gespür. Da es hier aber um die Kaistraße geht und ich sofort zum Thema kommen will nur noch ein kurzer Querverweis zu zwei unglaublich schönen Objekten von Hentrich: Einmal sei das Wohnhaus von 1936 auf der Düsseldorfer Inselstraße erwähnt da hatte mein so geliebter Ex-​Chef Karl Gerstner gewohnt. Das K von GGK, der schon ziemlich legendären Werbeagentur. Und zum Zweiten sei auf das großartige Thyssen-​Hochhaus von 1960 hingewiesen. Auf das Dreischeibenhaus. Dem absolut legendären Bau in Düsseldorf.
HPP Hentrich, Petschnigg und Partner sind also klug beraten, dem großartigen Mann in ihrem Firmennamen weiterhin zu gedenken. Egal wie erfolgreich seine Enkel Joachim H. Faust, Gerhard G. Feldmeyer, Hermann Henkel, Gerd Heise, Remigiusz Otrzonsek, Volker Weuthen, Thomas Becker, Günter Kus, Gerhard Müller, Werner Sübai, Walter R. Auer, Hans Lotz und Claudia Berger-​Koch sind. Und die vielen vielen anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und HPP Hentrich, Petschnigg und Partner sind auch gut beraten, in dem Haus, das sie gebaut haben, auch noch zu wohnen. Denn da gibt es viele nette Mitbewohner und ich würde mich nicht wundern, wenn da ein Qyper mit seiner schönen Firma auch sein Domizil hätte. Wie überhaupt interessante Firmen am Düsseldorfer Hafen logieren. Laut einem Kuchendiagramm der Düsseldorfer Wirtschaftsförderung von 2003 findet man in der Branchenstruktur am Hafen keine Backstuben. Aber: Medien und Werbung 33%; Unternehmen der Rechtsberatung 18%; Gastronomie 11%; Architektur, Mode und Handel jeweils 8%; Kreditwesen 4%. Unter Sonstige fallen viele nette Firmen, die das Leben am Hafen aufregend machen. Künstler, Fantasten, andere. Das wird sich seit 2003 nicht groß geändert haben.
Wie könnte man nun die Kaistraße 5 aus architektonischer Sicht beschreiben? Da ich kein Architektone bin versuche ich es mal einfach so: Der Anschluss aus baulicher Sicht ist an das südwestlich gelegene Baudenkmal Kaistraße 3 mit dem zweigeschossigen Klinkersockel gut gelungen. Gemeinsamer Backstein schafft freundschaftliche Wärme. Auch der Anschluss an das Medienhaus entbehrt jeder Feindschaft. Beide Baukörper sind vornehm zurückhaltend und mögen sich. Was ich besonders an der Kaistraße 5 mag ist das so ganz und gar Unprätentiöse. Der Verzicht auf irgendwelche dämliche Zitate an die Hafennähe. Was ich mag ist seine Selbstverständlichkeit. Es ist ein Haus mit einer schönen und kühnen Fassade. Mit einem soliden zweigeschossigen Sockel. Mit einem schwebenden Etwas darüber. Aus Glas. In den Himmel weisend. Es ist auch außerdem ein Haus mit einem funktionierenden Innenhof. Ein Innenhof der Freundschaft oder der Begegnung. Mein Gott, wie pathetisch.
Sonst noch was? Ach ja. Helmut Hentrichs abgebrochenes Jurastudium sollte Qyperinnen und Qyper nicht ermutigen zu entmutigen. Ein Jurastudium ist nützlich und was man hat hat man. Nicht jeder kann ein Hentrich sein. Aber er kann ein großartiger, wunderbarer Mensch mit vielen Perspektiven sein. Wieso sage ich das? Keine Ahnung.