Andreas Fiedler

Es ist wirklich faszinierend, wie sich eine Praxis, die so übersät ist mit schlechten Bewertungen, halten kann. Vielleicht nach dem Motto ‘Unkraut vergeht nicht’.
Mir wurde Herr Fiedler als guter Unfallchirurg empfohlen. Wie das passieren konnte, ist mir bis heute schleierhaft… Nundenn. Termin gemacht, das ging ganz fix und unkompliziert, und ab nach Mitte.
Die Lady am Empfang war freundlich und effizient, die Wartezeit trotz vollem Wartezimmer okay, die Räumlichkeiten wirkten antik, aber nicht weiter schlimm. Dann wurde ich aufgerufen.
Bei mir lag eine Bänderzerrung vor, die wegen Schwangerschaftsgedöns schon eine Weile her war und in der Notaufnahme auch nicht geröntgt wurde. Erst jetzt war es mir möglich, einen Arzt aufzusuchen, wobei mir im Krankenhaus erklärt wurde, dies sei nicht mal nötig, ich solle einfach abwarten. Das und noch ein paar Kleinigkeiten durfte ich mindestens dreimal erklären, bevor er mit seiner Schimpferei auf mein inkompetentes Verhalten aufhörte und mich mit der Schwester zum Röntgen schickte. Noch nie nich hab ich mich bei einem Arzt so unverstanden und hilflos gefühlt.
Zum Glück war die Schwester ein Lichtblick; freundlich, fröhlich und kompetent, alles, was dem Arzt fehlte.
Zurück im Behandlungsraum gab er mir zu verstehen, dass es nichts mehr zu retten gebe, eigene Schuld, damit müsse ich nun leben. Trotzdem verordnete er mir ein MRT. Mit dem Ergebnis sollte ich mich nochmal melden.
Gesagt, getan. Hier fand dann der absolute Höhepunkt statt: Als er — wie immer ohne Begrüßung — in den Behandlungsraum kam und die Schwester (nicht etwa mich) fragte, was ich hier wolle, wies sie ihn auf seine Anweisung hin, mich mit dem Ergebnis nochmal bei ihm vorzustellen. Sie verteidigte mich regelrecht, und er schien mega angep… t.
Er schmiss den Bericht auf den Tisch und wiederholte entnervt, dass er da ja eh nüscht machen könne, und wieder — eigene Schuld. Ich versuchte, konstruktiv zu sein und erreichte immerhin ein Rezept für eine Physiotherapie. Dafür gibt’s quasi einen Stern, denn einen muss man ja geben… Nach diesem Besuch war ich völlig verzweifelt, hatte Angst, nie mehr richtig laufen zu können.
(Das war zum Glück unbegründet! Dank Physio wurde es schon nach zwei Behandlungen bedeutend besser, und heute laufe ich schmerzfrei.)

Sucht man eine Arztpraxis mit engem Wartegang, der bereits
vor 20 Jahren hätte dringend saniert werden müssen und in dem fast jedes gesprochene
Wort aus dem Behandlungszimmer gut hörbar ist, ist man bei Herrn Fiedler in sehr
guten Händen. Traumatisiert vom ersten Eindruck (Hat noch niemand Herrn Fiedler
auf die Bedeutsamkeit des ersten Eindrucks hingewiesen?), erinnerte mich der
Zustand der Wände an den Anblick der abgerückten Geschirrspüle und
Waschmaschine beim Umzug Tage zuvor. Inventar und kontaminierte Fingernägel korrespondierten
mit dem Zustand der Praxis. Während andere Mediziner viel Geld investieren, um
ihren Patienten (Kunden) eine angenehme Wartezeit zu ermöglichen, scheint Herr
Fiedler Scheuklappen zu tragen. Unentschlossen, doch lieber eine seriösere Praxis
aufzusuchen, aber interessiert, Leidgenossen nach ihrem visuellen Eindruck zu
fragen, blieb ich, um Herrn Fiedler schlussendlich auch eine Chance zu geben.
Denn wer in so einer Praxis arbeitet, muss es durch Kompetenz und
Freundlichkeit hundertfach ausgleichen. So weit meine persönliche Theorie. Doch mit dem Aufruf sollte die eigentliche Tragödie erst
einsetzen. Die fehlende Begrüßung ohne Handschlag und das selbstverständliche Duzen
irritierten mich zwar, mein Unmut wurde jedoch sofort überschrieben durch den
Umstand, dass Herr Fiedler jedes meiner Worte wiederholte und sich lustig machte
dabei immer um die Zustimmung seiner beiden armen Arzthelferinnen buhlend. Wenn
er sich nicht über mein Anliegen lächerlich machte, dann über meine Ärzte, die
zweifelsohne unantastbare Koryphäen sind und mit denen er weder menschlich noch
beruflich jemals auf Augenhöhe stehen könnte. Seine Schimpftiraden auf seine Kollegschaft
erregten ausschließlich mein Mitleid, und es wurde sehr schnell deutlich, dass
er mir mit meinen beiden Anliegen (Da ist nichts) nicht weiterhelfen konnte. Seine
einzige Aufmerksamkeit galt meinen Schrauben im Finger, die gar nicht
Gegenstand des Besuches waren. Zu gerne hätte er diese entfernt, war sich jedoch
des komplizierten Eingriffs und der Tatsache bewusst, dass es nur einen Versuch
geben würde. Ich muss nicht erwähnen, dass ich diesen Menschen mit seinen
ungepflegten Fingernägeln niemals an meine Hand gelassen hätte. Irgendwo im Zimmer erblickte ich eine Schachtel Ferrero
Küsschen und dachte mir vermutlich ein Hassgeschenk. Wie bei jedem orthopädischen
Besuch durften auch die berüchtigten Einlagen nicht fehlen. Mein Einwand, dass
ich mit diesen schon handeln könne und diese eh nur verstauben würden,
interessierte freilich nicht. Ich solle einfach meine schönsten Damenschuhe für
die Anfertigung der Einlagen mitbringen denn alle Frauen brauchen schöné
Schuhe. Meine persönliche Präferenz, Sneakers mit Bodenhaftung zu tragen,
ignorierte er. Die Empfehlung eines Arztes, Damenschuhe zu tragen, erscheint
mir medizinisch unverantwortlich. Betriebswirtschaftlich folgt es einer
gewissen Logik: Vermutlich soll ich mir den Fuß brechen und wiederkommen. Fazit: Einen derart unfreundlichen, schlecht gelaunten,
inkompetenten und chauvinistischen Arzt will ich nie wieder zuhören und
letztendlich ja auch nicht bezahlen müssen. Übrigens ein aufmerksamer Blick und mein Hamburger Arzt
ertastete das Problem meines ersten Anliegens sofort und behob es erfolgreich
operativ. Das andere Leiden, wegen dessen ich mich vergebens an Herrn Fiedler
wandte, diagnostizierte meine Cranio-​Sacral-​Therapeutin aus einem Meter Entfernung,
kopfschüttelnd und ohne dass ich meine Strümpfe ausziehen musste. Mein erster und letzter Besuch liegt 12 Monate zurück.
Vielleicht ist Herr Fiedler ja inzwischen ein ganz unkomplizierter und
zugänglicher Arzt, der seine Praxis generalüberholt hat. Es wäre seinen
Patienten zu wünschen.