Sozialgericht Augsburg

Wenn es Gerichtsgebäude gibt, denen man nicht sofort ansieht, dass sich in ihnen ein Gericht verbirgt, und an denen man vielleicht versehentlich schlichtweg vorbeiläuft, dann gehört hierzu auf jeden Fall das SG Augsburg. Untergebracht in einem Altbau in der Holbeinstraße, schräg gegenüber vom Finanzamt Augsburg-​Stadt, fußläufig zum Hauptbahnhof. Definitiv nicht einst für Gerichtszwecke erbaut, und das SG ist nicht der einzige Nutzer. Wenigstens ist es hier nicht so extrem wie beim Sozialgericht Mannheim, wo sich im Erdgeschoss des Hauses ein Modegeschäft befindet.
Mittlerweile hat sich am Gebäude, dessen Barrierefreiheit lange Zeit unterirdisch war (was gerade bei einem Sozialgericht äußerst schade ist), einiges getan ist. Sitzungssäle sind jetzt nur noch im Erdgeschoss– und zwar neben dem schon früher vorhandenen Sitzungssaal im Erdgeschoss rechts zwei neue Sitzungssäle im Erdgeschoss links. Hier riecht es noch recht frisch auf dem Gang– und man merkt, dass dieser Bereich noch nicht lange als Sitzungssaalbereich in Betrieb ist.
Vorbei also die Zeiten, als es Sitzungssäle im 4. Stock gab und man während des Wartens auf seinen Termin mitunter Richter in ihren Zimmern diktieren hörte. Witzigerweise hatte ich diese Erfahrung mal, als ich während des Wartens auf meinen Mandanten die Stimme eines Bekannten von mir hörte, der dort als Richter tätig ist. Unabhängig hiervon war der Gang im 4. Stock schon mindestens im Grenzbereich zur Zumutung– und noch schlimmer war der alte, viel zu enge Aufzug (der mittlerweile wohl auch Vergangenheit sein soll).
Schade ist natürlich weiter, dass der Zugang für Rollstuhlfahrer über den Hof erfolgen muss. Insgesamt erscheint mir der Eingangsbereich gerade für ein Sozialgericht nach wie vor nicht optimal– allerdings ist dies sicherlich auf den Altbau zurückzuführen.
Die Sicherheitskontrolle am Eingang habe ich, seit es sie hier gibt, immer als relativ angenehm erlebt. Unabhängig davon, dass ich mich kraft Anwaltsausweises ohnehin grundsätzlich erfolgreich vor den Kontrollen «drücken» kann– ein martialisches Auftreten, wie es gerade bei Mitarbeitern privater Sicherheitsdienste öfter mal passiert, habe ich hier nie erlebt.
Und, was für mich wirklich positiv ist: Hier beim SG Augsburg erlebt man durchaus Verfahrensdauern, die für ein Sozialgericht fast schon traumhaft sind. Ein Verhandlungstermin 10 Monate nach Klageerhebung– da kenne ich von anderen Sozialgerichten in vergleichbaren Fällen viel längere Zeiten.
Alles in allem ist es eigentlich nur noch die Eingangssituation, die mich den vierten Stern derzeit nicht vergeben lässt. Aber es sind jetzt gute drei Sterne– die Zeit meiner Zwei-​Sterne-​Beurteilung für dieses Gericht ist definitiv vorüber.