Nußdorfer Obst und Gemüse

An dem charmanten Lächeln des Ladenbesitzers konnte ich einfach nicht vorbei gehen. Als guter Geschäftsmann hatte er mein Zögern sofort gemerkt und dezent meinen Blick auf die Weintrauben und die Granatäpfel in der Auslage gelenkt. Da konnte ich natürlich nicht nein sagen. Außerdem war mir der kleine Gemüseladen sofort sympathisch. Ich kann gar nicht sagen warum. Vielleicht war es das freundliche Funkeln in seinen Augen, das mich ganz bezauberte. Hinter der Ladentheke erfuhr ich dann auch, dass er aus Syrien kommt. Und wir unterhielten uns kurz. Nach Damaskus würde ich auch gern fahren, sagte ich und lächelte, weil es mich, kaum bin ich ein paar Monate wieder da, schon wieder in die Ferne zieht. Er lächelte auch. Damaskus ist eine schöné Stadt, sagte er. Und ich fragte mich, ob ein Leben wirklich ausreicht, um all die Sprachen zu lernen, die ich gern sprechen würde. Arabisch gehört auf jeden Fall dazu. Ich verabschiedete mich von ihm, verstaute mein Obst in der Tasche und ging in den Regen.

Obst– und Gemüsegeschäfte gehören zu den Stadtverschönerern. Wenn eine Straße entlang gegangen wird und dein Auge plötzlich eine Anreihung des buntesten Obstes erblickt, ist zwischen dem ganzen Grau einer Großstadt, Farbe zu erkennen. Und das ist schön. Das erhellt den Herbst. Das bringt den Sommer zusätzlich auf die Straße und den Frühling zum Vorschein.
Ein Obstgeschäft ist International. Nicht nur Früchte aus weit entfernten Ländern, sondern ein Mischmasch aus allem. Ein Obstgeschäft könnte ein Ort der Zusammenkunft sein. Während vielen Ortens gerade darüber gestritten wird, dass gewisse Menschengruppen mit anderen angeblich nicht können, wirst du von einer Zwetschke nie etwas Abfälliges gegenüber einer Banane hören. Ein Obstgeschäft ist der beste Beweis wie groß die Welt, und wie klein Österreich ist. Und vor allem zeigt dir ein Obstgeschäft eines: Mit genügend Zeit kann alles irgendwann einmal als gewöhnlich bezeichnet werden.