China-Restaurant Yü Yuan

Am Eck Wattgasse /​Wilhelminenstraße ist mir dieses äußerlich etwas unscheinbare Lokal schon lange aufgefallen; die Umgebung hat ja kulinarisch einiges zu bieten, mit einer gewissen Fluktuation.
Vom Eingang gelangt man in den großen Gastraum mit Schank (Nichtraucherbereich), an den sich weiter hinten, durch eine Glaswand abgetrennt, der Raucherbereich anschließt. Die Schwingtüre wurde geschlossen, sobald ich dort Platz nahm, und blieb dann auch zu. Möblierung und Dekor sind in dunklem Holz gehalten, in solidem altem Asien — Stil, doch ohne den bei anderen China — Restaurants dieses Alters üblichen farbigen, bisweilen überladen wirkenden Prunk. Es sind einige Gäste anwesend, vorwiegend älteres Semester, doch es ist völlig unproblematisch, einen Platz zu bekommen (Mittwoch Mittag).
Die sehr freundliche und aufmerksame Wirtin (es ist eindeutig ein Familienbetrieb) macht den Service allein. Die Speisekarte hat ganz den Umfang und die Auswahl, die der gefühlten Ära :-) angemessen sind. Einige Dinge heißen anders (z. B. «mit gemischtem Gemüse» anstatt «Chop Suey», Eierspeisen unter einem mir nicht geläufigen Namen, die wohl «Fu Jung — Eier mit…» sein dürften; muss ich auch einmal probieren, ist eine selten gewordene Speise). Mit Buffet und Ayce hat man hier nichts am Hut.
Ich wählte die pikante Suppe und Rindfleisch mit Bambussprossen und Morcheln mit Reis (den man hier extra dazu bestellen muss). Die Suppe war sehr gut gewürzt, mit den klassischen Einlagen, und nicht so übertrieben eingedickt, wie man sie heutzutage oft antrifft. Auch die Hauptspeise schmeckte ganz «nach damals». Das Fleisch wunderbar zart, die Sprossen und Morcheln (also Judasohr) tadellos. Übertriebenen Einsatz von Geschmacksverstärkern habe ich nicht bemerkt, die Speise vertrug sogar noch einen leichten Schuss Sojasauce. Der Reis hatte den Geschmack und die Konsistenz, die man sich in einem China — Restaurant erwartet. Als Getränk hatte ich ein großes Bier (nicht mutig /​neugierig genug, einen Wein zu probieren ;-)), das war sehr ordentlich.
Mit einer Rechnung von etwas über 14 € stufe ich das Lokal als preislich günstig ein, habe nicht geschaut, was die Mittagsmenüs kosten. Mit der Rechnung gibt es natürlich einen Pflaumenwein.
Fazit: Einer der selten gewordenen guten Familien — Austrochinesen. Wiederkehr sehr wahrscheinlich, schließlich möchte ich (unter anderem!) auch herausfinden, ob die Frühlingsrolle so schön warzig ist wie seinerzeit.

Gute chinesische Küche und freundliche Menschen.